Förderung des Projektes SoNDEx in Stolberg

02.10.2018

Ich freue mich, heute hier bei der AiNT GmbH in Stolberg zu sein, einem kleinen, innovativen Unternehmen, das seit 2014 im Bereich im Bereich der Kerntechnik innovative Messanlagen auf höchstem wissenschaftlich-technischen Niveau entwickelt.

Im Jahr 2011 als Spin-Off von der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum Jülich gegründet, ist die AiNT GmbH ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie der Transfer von der angewandten Forschung in marktreife Technologien und Dienstleistungen gelingen kann.

Gerade kleine, technologieorientierte KMU sind in Deutschland ein wichtiger Treiber für viele Innovationen. Deshalb bleibt die Förderung von KMU auch im neuen Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit 2018 - 2023“ ein zentrales Anliegen. Mit der Fortführung der Maßnahme „KMU-innovativ“ wollen wir die Innovationsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland weiter stärken.

Seit Anfang 2010 wurden insgesamt 38 Verbünde mit mehr als 125 Teilvorhaben gefördert. Das BMBF hat dafür rund 35 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Die bisher im Rahmen der Maßnahme entwickelten Innovationen und die große Bandbreite der geförderten KMU zeigen: Die Fördermittel sind gut angelegt.

Gemeinsam mit der Fachhochschule Aachen und der P-H-Röhll NRW GmbH aus Düren – Europas erstem privaten Kampfmittelräumdienst – haben Sie sich in Ihrem Verbundvorhaben „Sondierung mit Neutronen zur Detektion von Explosivstoffen“, kurz SoNDEx, das Ziel gesteckt, in den kommenden zwei Jahren eine neue Technologie zu entwickeln, die es Kampfmittelräumern in Zukunft erlauben soll, verborgene Bombenblindgänger erheblich schneller und vor allem eindeutiger zu identifizieren.

Bombenfunde in Städten stellen Verwaltung, Polizei, Feuerwehr und den Kampfmittelräumdienst vor große Herausforderungen. Auch mehr als 70 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs werden in Deutschland immer noch jedes Jahr rund 5.500 Bombenblindgänger gefunden und entschärft.

Problematisch ist, dass Alterungsprozesse und Korrosion die Gefahr einer plötzlichen Explosion steigen lassen. Deshalb ist es extrem wichtig, diesem Problem so schnell und effizient wie möglich begegnen zu können. Mit der bisher üblichen Sondierung mittels Geomagnetik ist das aber in vielen Fällen schwierig. Insbesondere auf Industriegeländen sind Blindgänger und Metallschrott häufig nur schwer zu unterscheiden.

Dieses Problem ist vor etwa einem Jahr wieder einmal deutlich geworden. Die A1 zwischen Köln und Düsseldorf musste damals für drei Tage komplett gesperrt werden, um eine vermutete Fliegerbombe zu bergen. Am Ende hat sich herausgestellt, dass es sich bei dem Verdachtspunkt nur um eine Metallstange handelte.

Damit derartiges nicht wieder passiert und Unternehmen wie P-H-Röhll sich nicht tagelang mit vermeintlichen Blindgängern beschäftigen müssen, sondern sich um die Beseitigung tatsächlicher Gefahren kümmern können, ist innovative Technik gefragt, mit der auch in schwierigen Fällen sofort geklärt werden kann, ob es sich um einen Blindgänger handelt oder eben nicht.

Genau deshalb ist Ihr Ansatz im Projekt SoNDEx so interessant: Sie wollen über die Nutzung von Neutronenstrahlung eine Messtechnik entwickeln, mit der zukünftig bei Bohrlochsondierungen eben nicht nur die metallische Bombenhülle, sondern vor allem auch der noch im Erdreich vorhandene Sprengstoffanteil detektiert werden kann. Dadurch wird es möglich werden, auch das von den Blindgängern ausgehende Risiko viel genauer einschätzen zu können.

Damit das gelingt, spielt auch die Beteiligung der FH Aachen an dem Vorhaben eine wichtige Rolle. Die Wissenschaftler bringen nicht nur Ihre Erfahrung im Bereich der Kernstrahlungsmesstechnik ein. Am Campus Jülich leitet Herr Prof. Hoyler zusammen mit Herrn Prof. Ziemons seit über 20 Jahren die Strahlenschutzkursstätte. Die langjährige Expertise im Bereich der kernphysikalischen Messtechnik und dem Strahlenschutz macht die FH Aachen zu einem prädestinierten Projektpartner im Vorhaben.

Sie wollen gemeinsam eine praxisgerechte Lösung erarbeiten. Deswegen beziehen Sie  auch das nordrhein-westfälische Innenministerium ein, um die zu beachtenden regulatorischen und verwaltungstechnischen Rahmenbedingungen einer Kampfmittelräumung von vorneherein zu berücksichtigen.

Ich freue mich, wenn die Ergebnisse Ihrer Forschungspartnerschaft dazu beitragen, dass in Zukunft weniger Menschen evakuiert und wichtige Infrastrukturen nicht geschlossen werden müssen und vor allem auch, dass die Einsatzkräfte in den Kampfmittelräumdiensten besser geschützt werden können.

Denn die Einsatz- und Rettungskräfte in der zivilen Sicherheit bei ihrer anspruchsvollen Arbeit zu unterstützen und ihren Eigenschutz zu verbessern ist uns ein besonderes Anliegen und einer der zentralen Akzente, die wir mit unserem im Juni vom Bundeskabinett beschlossenen Programm „Forschung für die zivile Sicherheit 2018 - 2023“ verstärkt setzen wollen.

Für Ihren Einsatz für die zivile Sicherheit bedanke ich mich bei Ihnen und wünsche Ihnen eine produktive Zusammenarbeit und viel Erfolg!