Übergabe des „Regionalen Energieplans Aachen 2030“ (REPAC) an die Städteregion Aachen sowie die Stadt Aachen

02.10.2018

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der globale Wandel stellt unsere Gesellschaft und unsere Politik weltweit vor große Herausforderungen. Der Klimawandel, der Verlust von Biodiversität, demographische Veränderungen, sowie die intensive Landnutzung durch Siedlungen, Verkehr, Wirtschaft und Energieversorgung sind nur einige der Herausforderungen, von denen Sie in den Kommunen und Regionen unmittelbar betroffen sind.

Es bedarf praxisnaher und wissenschaftlich fundierter Konzepte, um die vor uns stehenden Aufgaben in den Kommunen und Regionen zu meistern.

Ich freue mich daher heute hier bei Ihnen in Stolberg zu sein, wenn wir ein so praxisnahes und wissenschaftlich fundiertes Konzept an die Städteregion und die Stadt Aachen übergebe. Ein Konzept, das Wege aufzeigt, wie wir unsere kostbare Ressource Land nutzen sollten, um die Energiewende hier in der Region Realität werden zu lassen.


Sehr verehrte Damen und Herren,
die Bundesregierung bekennt sich klar zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen.
• Städte nachhaltig gestalten,
• Landökosysteme schützen,
• die Flächeninanspruchnahme verringern,
• Ernährung sichern und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
das sind die wichtigsten Nachhaltigkeitsziele im Bereich des Nachhaltigen Landmanagements.

Gleichzeitig hat die Bundesregierung sich mit dem Beschluss der Energiewende ehrgeizige energiepolitische Ziele gesetzt:
• bis zum Jahr 2022 sollen die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen und
• bis zum Jahr 2050 wollen wir den Anteil der erneuerbaren Energien auf 60 % am Endenergieverbrauch steigern.

Bei der Umsetzung dieser Ziele haben wir es mit sich verändernden Ansprüchen zu tun, die den Druck gerade auf unsere Flächen erhöhen. Der Bedarf an neuen Wohn- und Gewerbegebieten steigt, Städte wachsen genau wie das Verkehrsaufkommen. Und der Umstieg auf erneuerbare Energien erhöht ebenfalls den Druck, unsere Flächen stärker zu nutzen.

Damit gehen Nutzungskonflikte und konkurrierende Interessen einher. So müssen wir auf der einen Seite die Natur mit ihrer Artenvielfalt schützen und unseren Flächenverbrauch verringern. Auf der anderen Seite benötigen wir eben diese Flächen für die Produktion von Nahrungsmitteln, für Siedlung, für Verkehrsinfrastrukturen und für die Energiewende.

Ein nachhaltiges Landmanagement, das unsere Lebensgrundlage schützt, aktuelle Entwicklungen und Trends regelmäßig auf den Prüfstand stellt, und die verschiedenen Interessen der unterschiedlichen Akteure zum Ausgleich bringt, ist daher eine zentrale Zukunftsaufgabe.


„Innovationsgruppen für ein Nachhaltiges Landmanagement“

Genau hier setzt die Fördermaßnahme „Innovationsgruppen für ein Nachhaltiges Landmanagement“ an. Als das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Maßnahme im Jahr 2014 aufgelegt hat, konnten wir auf viele Erfahrungen von Vorläuferprojekten zurückgreifen und diese weiterentwickeln.

Damals wie heute liegt der Fokus auf einem integrativen Ansatz: Wissenschaft und Praxis aus Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft arbeiteten an gemeinsamen Lösungsansätzen.

Viele der damaligen Wissenschaftler-Praxis Teams machten jedoch die Erfahrung, dass von der gut umsetzbaren Lösung bis zur dauerhaften Anwendung oft eine erhebliche Wegstrecke zurückgelegt werden muss.

Mit diesen Erfahrungen haben wir die „Innovationsgruppen für ein Nachhaltiges Landmanagement“ konzipiert: Damit die Ergebnisse der Innovationsgruppen dauerhaft genutzt werden können, erstellen die Gruppen so genannte Innovationskonzepte. Diese Innovationskonzepte sollen den begonnenen Umsetzungsprozess in die Praxis auch über den Förderzeitraum hinaus gewährleisten. Die enge, gleichberechtigte Zusammenarbeit von Forschung, Kommunen, Fachverbänden und Unternehmen in den Innovationsgruppen schafft dafür die Voraussetzung.

Das BMBF fördert insgesamt neun trans- und interdisziplinäre Teams, die sich zu Innovationsgruppen zusammengeschlossen haben. Insgesamt haben wir hierzu 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Die neun Projekte dieser Maßnahme sind inhaltlich vielfältig. Vier der Gruppen untersuchen Beziehungen zwischen Stadt und Land, befassen sich mit regionalen Kulturlandschaften und der Daseinsvorsorge. Zwei Gruppen forschen zu neuen Landnutzungsformen. Drei Teams, und „render“ ist eins davon, befassen sich mit Fragen zur regionalen Energieversorgung.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, damit möchte ich zum Projekt render kommen.

render sucht Lösungen für die Herausforderungen der Energiewende  auf regionaler Ebene und zwar der Region Aachen. Das Projekt befasst sich mit Fragen wie
• Welchen Raum, welche Flächen sollen erneuerbare Energien in der Region beanspruchen?
• Wer entscheidet über die Energiewende auf regionaler Ebene und wer ist wie eingebunden?
• Wie kann die Region die Energiewende mit einem abgestimmten Innovationsprozess umsetzen?

render legt heute sein Innovationskonzept vor: den „Regionale Energieplan Aachen 2030“ – kurz REPAC  .

Der REPAC zeigt Lösungswege auf, wie die regionale Energiewende gelingen und die Klimaschutzziele der Städteregion Aachen erreicht werden könnten.

Und die Klimaschutzziele der Städteregion Aachen sind mindestens so ambitioniert wie die der Bundesregierung: bis zum Jahr 2030 sollen die Anteile erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch auf 75 Prozent gesteigert werden.

Das BMBF hat render mit rund 3,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von vier Jahren gefördert. Im Projekt haben Forschung, Wirtschaft und die Kommunen eng zusammengearbeitet. Die Verbundpartner waren:
• Aus der Forschung: die RWTH Aachen und besonders das Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft
• Das Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung
• aus der Wirtschaft: die Stadtwerke Aachen,
• das BET Büro für Energiewirtschaft
• Und der Gastgeber der Veranstaltung heute, die EWV Energie- und Wasser-Versorgung GmbH.

Auch die kommunalen Anwender haben von Anfang an mitgemacht, insbesondere die Stadt Aachen und die Städteregion Aachen.

Die Bürgerinnen und Bürger wurden konsequent angesprochen und zum Beispiel zu Workshops und Befragungen eingeladen.

Es freut mich ganz besonders, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger aus der Region an diesem Forschungsprojekt beteiligt haben. Das zeigt mir, dass großes Interesse und auch eine hohe Akzeptanz gegenüber dem Ausbau der erneuerbaren Energien vorhanden ist. Laut den Ergebnissen des Projektes befürworten 80 Prozent der Haushalte in der Städteregion die Energiewende und ca. ein Drittel der Haushalte können sich sogar eine eigene finanzielle Beteiligung am Ausbau der erneuerbaren Energien vorstellen. Das stimmt mich hoffnungsvoll, dass wir gemeinsam einen Beitrag zur regionalen und nationalen Energiewende leisten werden.

Bevor Herr Schneider später zu den Details des Projektes und des REPAC kommen wird, lassen Sie mich doch drei Punkte vorwegnehmen, die ich als sehr wichtig einschätze:

1. Der Energieplan REPAC prognostiziert positive Effekte für die Wertschöpfung in der Region. Das zeigt, dass der Weg in Richtung Energiewende auch wirtschaftlich vernünftig und nachhaltig ist.

2. Die Rolle der Kommunen ist für den Prozess der regionalen Energiewende essentiell: Die Kommunen legen zum Beispiel in den Flächennutzungsplänen fest, welche Flächen wie für den Ausbau der erneuerbaren Energien genutzt werden können. Denn - und das ist ein zentrales Ergebnis des REPAC -  wir brauchen weiterhin und verstärkt Flächen für die Energiewende, gerade für die Windenergie und die Photovoltaik.

3. Eine koordinierte Zusammenarbeit der handelnden Akteure in der Städteregion Aachen ist notwendig. Damit ist zum einen die interkommunale Zusammenarbeit gemeint, also die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen untereinander und mit der Städteregion. Zum anderen sollten Wirtschaft, Wissenschaft und die Kommunen in Sachen Energiewende noch stärker vernetzt werden.  Denn alle relevanten Akteure müssen bei der Umsetzung der Energiewende Hand in Hand arbeiten.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
mit dem REPAC wird ein konkreter Weg zur Umsetzung der regionalen Energiewende aufgezeigt. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass die Empfehlungen in der Region tatsächlich genutzt werden. Und das heißt keineswegs, dass die Lösungsvorschläge nicht äußerst ambitioniert sein dürfen. Denn auch im REPAC sind einige Anregungen als ehrgeizig anzusehen, was aber nicht bedeutet, dass wir sie nicht anstreben sollten. Denn die Herausforderungen des globalen Wandels, vor denen wir stehen, erfordern ambitionierte Lösungsvorschläge. Vielen Dank!