Verleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises

19.10.2018

Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Sehr geehrte Nominierte, Ihnen gilt dieser Abend, an dem Sie für Ihre exzellenten Arbeiten im Bereich der Arzneimittelentwicklung mit der Nominierung für den Galenus-von-Pergamon-Preis gewürdigt werden.

Wirkstoffforschung und Arzneimittelentwicklung sind wichtige Grundsteine für eine moderne, auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende medizinische Versorgung der Menschen. Sie stellen auch einen wesentlichen ökonomischen Faktor dar und tragen dazu bei, unseren Wohlstand zu sichern. Die Forschung zu fördern und damit die Innovationskraft in Deutschland zu stärken ist darum eine der Hauptaufgaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Die Entwicklung von Arzneimitteln ist mit einer Vielzahl von Risiken verbunden. Bis ein Wirkstoff den Patientinnen und Patienten als Medikament zur Verfügung steht, vergehen viele Jahre. Am Anfang steht die pharmakologische Grundlagenforschung, die die Basis für die Entwicklung von Wirkstoffkandidaten darstellt. Der darauffolgende Entwicklungsprozess bis hin zur Markteinführung wird meist von pharmazeutischen Unternehmen vorgenommen.

Die Translation, also der Übergang von vielversprechenden Wirkstoffkandidaten aus der Grundlagenforschung in die Anwendung stellt die Arzneimittelentwicklung eine der größten Herausforderungen dar.

Volkskrankheiten sind zunehmend auf dem Vormarsch. Dazu zählen zum Beispiel Krebs, Herz-Kreislauf-sowie neurodegenerative Erkrankungen. So kennt mittlerweile jeder von uns eine Person in seinem Umfeld, die mindestens an einer dieser Erkrankungen leidet. Ich freue mich, dass wir in den letzten Jahren insgesamt sechs Deutsche Zentren für Gesundheitsforschung etabliert haben, die sich der Bekämpfung dieser Zivilisationskrankheiten verschrieben haben. Wir werden zwei weitere Zentren in den Bereichen Kinder- und Jugendgesundheit sowie psychische Gesundheit realisieren.

Seltene Erkrankungen, die mitunter die Lebensqualität der Betroffe-nen stark einschränken, befinden sich aber zumeist außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Sie bedürfen ebenfalls innovativer Fortschritte für eine verbesserte medizinische Versorgung. Das Bundesforschungsministerium fördert bereits seit 2003 die Verbundforschung zu Seltenen Erkrankungen in einer eigenen Förderlinie, um die Ursachen dieser Krankheiten zu erforschen und neue Diagnosemöglichkeiten und Therapieansätze zu entwickeln und hat im Februar 2018 nochmals etwa 25 Millionen Euro für diesen Bereich bereitgestellt.

Zunehmend sind wir der Gefahr durch Infektionskrankheiten ausgesetzt. Wie wichtig bahnbrechende Forschung auch in diesem Bereich ist, zeigt sich bei der Entwicklung von Antiinfektiva. Multiresis-tente Keime sind inzwischen sowohl national als auch international zu einem ernsthaften Problem geworden. Es gibt mittlerweile Erreger, gegen die keine Wirkstoffe mehr zur Verfügung stehen.

Nach Schätzungen der WHO sterben allein in Europa jedes Jahr 25 000 Menschen an Infektionen, die durch resistente Erreger verursacht werden. Allerdings befinden sich momentan kaum bahnbrechende Wirkstoffe in der Entwicklung, da sich pharmazeutische Unternehmen aufgrund der geringen wirtschaftlichen Anreize zunehmend aus der Entwicklung von Antiinfektiva zurückziehen.

Mit der nationalen Wirkstoffinitiative versuchen wir dieser Bedrohung entgegenzutreten. Wir setzen an drei Stellen an:

1. Angriffspunkte für neue Wirkstoffe, sogenannte Targets, nach industriellen Standards validieren.
2. Schnelldiagnostika und alternative Therapieansätze zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionen entwickeln
3. die naturstoffbasierte Entwicklung von neuartigen, antiinfektiven Wirkstoffen für die Humanmedizin.

Unter Deutschlands Präsidentschaft haben die G20-Staats- und Regierungschefs im Sommer 2017 beschlossen, die weltweite Zusammenarbeit im Kampf gegen resistente Mikroorganismen zu stärken. Das Bundesforschungsministerium hat daraufhin den „Global Antimicrobial Resistance Research and Development Hub“ – den Global AMR R&D Hub – ins Leben gerufen. Wir koordinierten seinen Aufbau.

Fünfzehn Mitgliedstaaten, die Europäische Kommission sowie die Bill & Melinda Gates Foundation und der Wellcome Trust arbeiten wir zusammen.  Das Bundesforschungsministerium wird in den kommenden 10 Jahren bis zu 500 Millionen Euro in diesem Bereich investieren und damit auch die Entwicklung neuer Therapien und Diagnostika fördern.

Wertschöpfung und Translation stellen elementare Faktoren in der Forschung dar. Sie sollen daher auch einen Schwerpunkt im neuen Rahmenprogramm Gesundheitsforschung bilden, das gemeinsam vom Bundesforschungsministerium und dem Bundesgesundheitsministerium getragen wird und das die strategische Ausrichtung der Gesundheitsforschung der Bundesregierung definiert.

Der diesjährige Galenus-von-Pergamon-Preis wird in den vier Kategorien „Primary Care“, „Specialist Care“, „Orphan Drugs“ und „Grundlagenforschung“ verliehen. Unser Dank gilt den Mitgliedern der Jury.

Es ist gut, dass mit dem Galenus-von-Pergamon-Preis sowohl Medikamente ausgezeichnet werden, die den langen Weg vom Labor in die Versorgung bereits geschafft haben, als auch bahnbrechende Ansätze aus der Grundlagenforschung. Die hier anwesenden Forscherinnen und Forscher, die für den diesjährigen Galenus-von-Pergamon-Preis nominiert sind. Sie alle haben Herausragendes erreicht. Vielen Dank für den unermüdlichen Einsatz im Dienste der Forschung und der Menschen!

Ich wünsche Ihnen und uns allen eine interessante Preisverleihung und einen schönen Abend.

Vielen Dank.