Übergabe der Zuwendungsurkunde zum Projekt SoNDEX in Düren

31.10.2018

Auch mehr als 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges werden in Deutschland immer noch jedes Jahr rund 5.000 Bombenblindgänger gefunden und müssen entschärft werden. Unlängst auch in Düren oder in Aldenhoven, wo 3.000 Anwohner ihre Wohnungen zur Evakuierung verlassen mussten.

Bombenfunde in Städten stellen Verwaltung, Polizei, Feuerwehr und den Kampfmittelräumdienst vor große Herausforderungen. Um diese bei ihrer Arbeit zu unterstützen, hat der Parlamentarische Staatssekretär und Bundestagsabgeordnete des Kreises Düren Thomas Rachel der Dürener Firma P-H-Röhll einen Förderbescheid des Bundeministeriums für Bildung und Forschung für das Projekt SoNDEx in Höhe von 301.068 Euro übergeben.

Um die Suche nach Blindgängern zu erleichtern und Kosten zu senken, entwickelt das in Hoven ansässige Unternehmen derzeit in Kooperation mit der Firma AiNT aus Stolberg und der Fachhochschule Aachen Campus Jülich ein neues Verfahren, mit dem explosive Stoffe berührungsfrei auch tief im Boden geortet werden können.

Das Unternehmen hat sich in seinem Verbundvorhaben „Sondierung mit Neutronen zur Detektion von Explosivstoffen“, kurz SoNDEx, das Ziel gesetzt, in den kommenden zwei Jahren eine neue Technologie zu entwickeln, die es Kampfmittelräumern in Zukunft ermöglichen soll, verborgene Bombenblindgänger in Bezug auf ihren Sprengstoffgehalt eindeutig zu identifizieren.

Ziel sei eine verbesserte Aufspürung, Bergung und Entsorgung von Weltkriegsbomben, erklärte Geschäftsführer Jürgen Plum vom Dürener Unternehmen P-H-Röhll. „Gleichzeitig wollen wir weniger Risiken für die Einsatzkräfte, weniger Evakuierungen und eine geringere Belastung für die Anwohner erreichen“, betonte Forschungsstaatssekretär Thomas Rachel.

 

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Ich freue mich, heute hier bei der P-H-Röhll NRW GmbH in Düren zu sein. Hervorgegangen aus dem 1946 gegründeten Traditionsunternehmen P. H. Röhll KG, Europas erster privater Kampfmittelräumfirma, kann Ihr Unternehmen auf eine lange und erfolgreiche Firmenhistorie zurückblicken.

Sie zählen in Deutschland zu den führenden Unternehmen in Sachen Kampfmittelräumung. Von jeher gehört es zu Ihrem Selbstverständnis, durch den Einsatz innovativer Technologien und Methoden noch besser zu werden, damit die Aufspürung, Bergung und Entsorgung von Kampfmitteln noch genauer und vor allem auch effizienter und sicherer gestaltet werden kann. Dass das dringend nötig ist, ist ja gerade erst vor etwa einem Jahr wieder deutlich geworden, als die A1 zwischen Köln und Düsseldorf für drei Tage komplett gesperrt werden musste, um eine vermutete Fliegerbombe zu bergen. Am Ende hat sich herausgestellt, dass es sich bei dem Verdachtspunkt nur um eine Metallstange handelte.

Um diese Situation deutlich zu verbessern und dafür zu sorgen, dass Sie sich nicht tagelang mit vermeintlichen Blindgängern beschäftigen müssen, sondern sich um die Beseitigung tatsächlicher Gefahren kümmern können, ist innovative Technik gefragt, mit der auch in schwierigen Fällen sofort geklärt werden kann, ob es sich um einen Blindgänger handelt oder eben nicht.
Gemeinsam mit der Fachhochschule Aachen und der AiNT GmbH aus Stolberg haben Sie sich in Ihrem Verbundvorhaben „Sondierung mit Neutronen zur Detektion von Explosivstoffen“, kurz SoNDEx, das Ziel gesteckt, in den kommenden zwei Jahren eine neue Technologie zu entwickeln, die es Kampfmittelräumern in Zukunft erlauben soll, verborgene Bombenblindgänger erheblich schneller und vor allem eindeutiger zu identifizieren.

Sie wollen über die Nutzung von Neutronenstrahlung eine Messtechnik entwickeln, mit der zukünftig bei Bohrlochsondierungen eben nicht nur die metallische Bombenhülle, sondern vor allem auch der noch im Erdreich vorhandene Sprengstoffanteil detektiert werden kann. Dadurch wird es möglich werden, auch das von den Blindgängern ausgehende Risiko viel genauer einschätzen zu können. Das hat nicht nur den Vorteil, dass die Sondierung schnell und mit höchster Präzision erfolgen kann, sondern auch notwendige Evakuierungs- und Schutzmaßnahmen frühzeitiger durchgeführt werden können. Sie wollen gemeinsam eine praxisgerechte Lösung erarbeiten. Deswegen beziehen Sie  auch das nordrhein-westfälische Innenministerium ein, um die zu beachtenden regulatorischen und verwaltungstechnischen Rahmenbedingungen einer Kampfmittelräumung von vorneherein zu berücksichtigen.

Bombenfunde in Städten stellen Verwaltung, Polizei, Feuerwehr und den Kampfmittelräumdienst vor große Herausforderungen. Auch mehr als 70 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs werden in Deutschland immer noch jedes Jahr rund 5.500 Bombenblindgänger gefunden und entschärft. Problematisch ist, dass Alterungsprozesse und Korrosion die Gefahr einer plötzlichen Explosion steigen lassen. Deshalb ist es extrem wichtig, diesem Problem so schnell und effizient wie möglich begegnen zu können. Mit der bisher üblichen Sondierung mittels Geomagnetik ist das aber in vielen Fällen schwierig. Insbesondere auf Industriegeländen sind Blindgänger und Metallschrott häufig nur schwer zu unterscheiden.

Ich freue mich, wenn die Ergebnisse Ihrer Forschungspartnerschaft dazu beitragen, dass in Zukunft weniger Menschen evakuiert und wichtige Infrastrukturen nicht geschlossen werden müssen und vor allem auch, dass die Einsatzkräfte in den Kampfmittelräumdiensten besser geschützt werden können. Denn die Einsatz- und Rettungskräfte in der zivilen Sicherheit bei ihrer anspruchsvollen Arbeit zu unterstützen und ihren Eigenschutz zu verbessern ist uns ein besonderes Anliegen und einer der zentralen Akzente, die wir mit unserem im Juni vom Bundeskabinett beschlossenen Programm „Forschung für die zivile Sicherheit 2018 - 2023“ verstärkt setzen wollen.

Technologieorientierte KMU sind in Deutschland ein wichtiger Treiber für viele Innovationen. Deshalb bleibt die Förderung von KMU auch im neuen Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit 2018 - 2023“ ein zentrales Anliegen. Mit der Fortführung der Maßnahme „KMU-innovativ“ wollen wir die Innovationsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland weiter stärken. Die P-H-Röhll GmbH ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie gerade kleine und mittlere Unternehmen mit einem langfristig aufgebauten technologischen Know-how in Verbindung mit – in ihrem Fall – jahrzehntelanger praktischer Erfahrung immer wieder dafür sorgen, dass der neueste Stand der Forschung in die Entwicklung neuer Technologien einfließen kann und damit häufig auch schneller in der Praxis ankommt.

Für Ihren Einsatz für die zivile Sicherheit bedanke ich mich bei Ihnen und wünsche Ihnen eine produktive Zusammenarbeit und viel Erfolg!