Die große Sorge der Unternehmer war deutlich spürbar. Die Europäische Union plant eine neue Verpackungsordnung, die so genannte Packaging and Packaging Waste Regulation, und die enthält jede Menge Sprengstoff. Grundsätzlich ist das Ziel der Verordnung, Verpackungsabfälle zu verringern und das Recycling von Verpackungen europaweit zu harmonisieren, durchaus positiv. Dass die geplante Regelung ab 2030 für Verpackungen von Haushaltsgroßgeräten eine Mehrwegquote von 90 Prozent vorsieht und für E-Commerce-Verpackungen ab 2030 eine Quote von 10 Prozent, ab 2040 dann eine Quote von 50 Prozent gelten soll, bezeichnen Papierhersteller allerdings als „den Markt ruinierend“. Aus diesem Grund hatte Thomas Gissler-Weber, geschäftsführender Gesellschafter des Jülicher Wellpappenunternehmens Gissler & Pass, Kollegen und Politiker zu einem Meinungsaustausch bei den Vereinigten Industrieverbänden von Düren, Jülich, Euskirchen & Umgebung im Haus der Industrie nach Düren eingeladen. Für die Industrie nahmen Maximilian Boltersdorf (Brohl Wellpappe Gmbh & Co. KG), Karl Hellmuth Eichhorn und Jorge Grabmaier (Carl Eichhorn KG), Bernd Scholbrock und Alexander Stern (Schoellershammer GmbH), Stephanie Zanders (Niederauer Mühle) und Herbert Weber (Smurfit Kappa Zülpich Papier GmbH) an der Veranstaltung teil. NRW-Landtagsabgeordnete Dr. Patricia Peill und Bundestagsmitglied Thomas Rachel (beide CDU) versprachen, die Anliegen der Betriebe und ihrer Beschäftigten auf Landes- beziehungsweise Bundesebene in den politischen Gremien zu platzieren.
Der vorliegende Gesetzentwurf verkennt aus Sicht der Unternehmer, dass Verpackungen aus Papier, Karton und Pappe vollständig recycelt werden können. Sie zeichnen sich EU-weit durch die höchste Recyclingquote von 82 Prozent aus, in Deutschland liegt diese Quote sogar bei 89 Prozent. Rund 60 Prozent der gesamten deutschen Papierproduktion von 23,1 Millionen Tonnen pro Jahr sind Verpackungspapiere. Studien belegen, dass ihre Fasern mindestens 25-mal rezykliert werden können. Das gilt auch für Wellpappe und Maschinenkarton als Transportverpackung von Haushaltsgroßgeräten und im Onlineversandhandel. Dem gegenüber steht der hohe logistische Mehraufwand von Mehrwegverpackungen. Gerade Rücknahmefahrten verursachen zusätzliche CO2-Emmissionen, binden bereits heute knappe Logistikkapazitäten und belasten das Verkehrsnetz. Nicht zu vergessen die aufwendige Reinigung von Mehrweglösungen und der zusätzliche Bedarf an Lagerkapazitäten. Thomas Gissler-Weber: „Die Papierwirtschaft sieht sich infolge der beabsichtigten Regulierung in hohem Maße benachteiligt.“ Es sei absolut nicht nachvollziehbar, ergänzt der Familienunternehmer, dass die Verwendung nachwachsender Rohstoffe im Zusammenspiel mit einem beispielhaften und funktionierendem Recyclingsystem Mehrwegverpackungen nicht gleichgestellt werden soll. „Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind gerade für unsere Branche ein wichtiges Thema. Verpackungen aus Papier stehen für Beides. Der von der Verordnung vorgesehene Vorrang von Mehrwegverpackungen ist darüber hinaus wissenschaftlich nicht belegt.“
Gissler-Weber betont nochmal, dass die geplante EU-Verordnung die Unternehmen in ihrer Existenz bedrohe. „Das trifft unsere Region in besonderem Maße. In Düren und Umgebung dürfte europaweit die wohl größte und vielfältigste Konzentration von Unternehmen unserer Branche anzutreffen sein. Da sind viele Arbeitsplätze in Gefahr.“
Ein wichtiges Argument, vor allem auch für die Politiker. Dr. Patricia Peill: „Der Kreis Düren ist Strukturwandelregion. Es kann nicht sein, dass Millionen Euro in die Region gepumpt werden, um Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig mit einer wenig durchdachten Verordnung an andere Stelle Arbeitsplätz zu vernichten.“
Thomas Rachel nennt noch einen anderen wichtigen Aspekt: „Diese Verordnung hat weitreichende Auswirkungen auf Supermärkte und Discounter. Durch den damit einhergehenden Mehraufwand könnte sich die ohnehin schon angespannte Preissituation für die Verbrauer verschlechtern.“
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