Leibniz-Professorinnenprogramm "Sie kommen wie berufen"

15.06.2018

Meine Rede zur Auftraktveranstaltung des Leibniz-Professorinnenprogrammes „Sie kommen wie berufen“

Sehr geehrte Frau Senatorin Quante-Brandt,
sehr geehrter Herr Professor Kleiner,
sehr geehrte Teilnehmerinnen des Leibniz-Professorinnenprogramms,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich sehr, Sie bei dieser Auftaktveranstaltung  seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu begrüßen. Ihnen, den ersten fünf hervorragenden Wissenschaftlerinnen, die gemeinsam mit den kooperierenden Hochschulen über das Leibniz-Programm berufen werden, gilt diese Veranstaltung. Deshalb von meiner Seite erst einmal ein herzlicher Glückwunsch an Sie. Ich freue mich deshalb mit Ihnen über diesen Karriereschritt in der Wissenschaft, den Sie mit Ihren bisherigen Leistungen konsequent verfolgt haben.
Ich weiß nicht, wie viele in der altehrwürdigen Leibniz-Gemeinschaft den Eurovision Song Contest schauen. Eine Pflichtveranstaltung ist das sicher nicht. Aber vielleicht hat trotzdem die eine oder der andere gesehen, wie Netta mit ihrem Lied „Toy“ die Herzen Europas erobert hat. Es geht darin um Frauen, die sich nicht instrumentalisieren lassen, sondern selbstbestimmt ihren Weg gehen.
Natürlich: Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen. Und wir sind wohl auch noch nicht so weit, wie wir dachten zu sein. Viele Frauen profitieren von dem, was gerade andere Frauen früher in der Gesellschaft angestoßen haben! Und es gibt viele Bereiche, in denen wir gut aufgestellt sind. Wir haben eine Bundeskanzlerin. Das Bundesforschungsministerium, um direkt auf unseren Bereich zu kommen, wird seit fast 20 Jahren von Frauen angeführt. In der Forschung selbst sieht es aber weniger gut aus.


I.
Zu wenige Frauen durchstoßen die sogenannte „gläserne Decke“, selbst dann wenn sie hochqualifiziert sind. An der Spitze der Wissenschaft sind Frauen ebenso unterrepräsentiert wie in der Wirtschaft. Angesichts der Bildungserfolge von Frauen in unserem Land ist das wenig verständlich. Mehr als die Hälfte der Frauen erreichen mittlerweile Hochschulabschlüsse. Auch bei den Promotionen holen sie auf. Nach der Promotion verlassen dann aber viele Frauen die Wissenschaft. Derzeit ist nicht einmal jede vierte Professur in Deutschland mit einer Frau besetzt.
Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Wissenschaft und Spitzenforschung erfordern einen hohen Arbeitseinsatz in einer Lebensphase, in der viele Frauen Familiengründung und Wissenschaft verbinden wollen.
- Weil es nur wenige weibliche Vorbilder gibt, glauben viele Frauen nicht an den Erfolg einer Wissenschaftskarriere.

Aber: Wir können es uns schlicht nicht erlauben, auf diese hochqualifizierten Wissenschaftlerinnen zu verzichten. Dadurch geht enormes kreatives, geistiges Potential verloren!
Wir brauchen Spitzenergebnisse in Wissenschaft und Forschung, um auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Das gelingt nur, wenn alle klugen Köpfe gleichberechtigt daran mitarbeiten können.
Studien haben gezeigt, dass gemischte Teams in der Regel erfolgreicher zusammenarbeiten und innovativere Ergebnisse erzielen.

II.
Deshalb fördern wir den Kulturwandel in der Wissenschaft weiter. Das Professorinnenprogramm von Bund und Ländern wird dazu weiterhin einen wesentlichen Beitrag leisten. Wir stecken dort noch einmal mehr Geld hinein. Für die jetzt laufende, dritte Programmphase wurde das Fördervolumen auf 200 Millionen Euro erhöht. Das zeigt: Bund und Länder meinen es ernst mit der Chancengerechtigkeit in der Wissenschaft.
Das Programm wirkt auf zwei Ebenen. Auf der einen Seite wollen wir mehr Professorinnen in die Lehrstühle der deutschen Hochschule bringen. Auf der anderen Seite geht es um die Strukturen an den Hochschulen, die Gleichstellung fördern; zum Beispiel Mentoring-Programme für Nachwuchswissenschaftlerinnen, Coachings für Professorinnen oder der Ausbau der Kinderbetreuung.
Neuerdings werden bis zu zehn Hochschulen pro Bewerbungsrunde für herausragende weibliche Nachwuchsförderung ausgezeichnet. Bei den Universitäten, die sich durchsetzen, wird eine vierte weiblich besetzte Professur gefördert. Ich bin stolz, dass wir mit dem Professorinnenprogramm seit über zehn Jahren, weibliche wissenschaftliche Talente fördern. Frauen stehen nicht mehr abseits, sondern erobern ihren Raum in der Wissenschaft.

Und ich freue mich, dass dies auch ein Anliegen der Leibniz-Gemeinschaft ist. Sie hat ihr eigenes Professorinnenprogramm aufgelegt mit ambitionierten Gleichstellungszielen. Mit dem Programm können herausragende weibliche Talente in der Professur als Spitzenposition der Wissenschaft ihre Forschungsansätze verwirklichen. Mein herzlicher Glückwunsch an die fünf ausgewählten Professorinnen! Sie haben sich diesen Karriereschritt mit exzellenten wissenschaftlichen Leistungen verdient.
Sie, die Wissenschaftlerinnen, die im Leibniz-Programm ausgewählt wurden, wie auch diejenigen, die nach dem Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder einen Ruf erhalten haben, zeigen: Es gibt keinen Widerspruch zwischen Exzellenz und Chancengerechtigkeit!
Ich bin überzeugt, Sie werden den Gestaltungsraum Ihrer neuen Position nutzen und Ihre Wissenschafts- und Forschungsansätze auf hohem Niveau weiterverfolgen.

III.
Sie alle haben über exzellente Wissenschaft hinaus noch eine weitere wichtige Aufgabe. Sie sind jetzt Vorbilder. Wir alle brauchen Vorbilder, die uns ermutigen.

Marie Curie hat einst sinngemäß gesagt: „Man muss Ausdauer haben und vor allem Vertrauen zu sich selbst.“ Geben Sie anderen Frauen Zuversicht und Mut, Selbstvertrauen! Das Leibniz-Professorinnenprogramm bietet dafür eine gute Grundlage. Sie können Nachwuchswissenschaftlerinnen motivieren, Ihnen nachzueifern und erfolgreich zu forschen.
Ihnen als Ausgewählte im Leibniz-Professorinnenprogramm gratuliere ich noch einmal von Herzen zu diesem großartigen Erfolg und wünsche Ihnen für Ihren weiteren wissenschaftlichen und persönlichen Lebensweg alles Gute und Gottes Segen und viel Erfolg!