Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)

13.10.2017

Sehr geehrter Herr Professor Schellnhuber,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

Ich freue mich sehr, Ihnen, Herrn Professor Schellnhuber, und dem gesamten Potsdam Institut für Klimafolgenforschung heute die herzlichsten Glückwünsche von Frau Ministerin Johanna Wanka zum 25-jährigen Bestehen Ihres Forschungsinstituts überbringen zu dürfen.

Erinnern wir uns: das Gründungsjahr des PIK – 1992 – war auch das Jahr der Nachhaltigkeitskonferenz von Rio. Dort trafen sich 100.000 Vertreter aus aller Welt, um erstmals gemeinsam über Lösungen für Hunger, Armut, globale Umweltzerstörung oder die wachsende Kluft zwischen arm und reich zu beraten; wenige Jahre, nachdem der erste Sachstandbericht des Weltklimarates IPCC erschienen war. Die Konferenz von Rio gilt als Startschuss für die internationale Klimapolitik.

1995 trafen sich die Unterzeichner der Klimarahmenkonvention zur ersten Vertragsstaatenkonferenz in Berlin – unter Vorsitz der damaligen Umweltministerin Angela Merkel. Es folgten Höhen und Tiefen der Klimadiplomatie, die wir heute mit Orten wie Kyoto, Bali, Kopenhagen oder Lima verbinden.

Und vor zwei Jahren dann „Paris“: zum ersten Mal in der Geschichte gelang es, einen völkerrechtlich verbindlichen Rahmen für Klimaschutz, Anpassung und Klimafinanzierung zu setzen.

Paris war nicht nur politisch ein Meilenstein. Es war auch ein Riesenerfolg für die Klimaforschung. Denn in den vergangenen 25 Jahren wurden auch eine unübersehbare Zahl von Klimadaten, Studien, Analysen und natürlich vier weitere IPCC-Berichte veröffentlicht. Diese haben das Wissen zusammengetragen, auf dessen Grundlage die politischen Entscheidungen in Paris fallen konnten.

Dies ist der historische Kontext, in dem das PIK gegründet wurde und sich zu dem entwickelt hat, was es heute ist:
- ein international anerkannter Pionier der interdisziplinären Klimaforschung 
- ein Vordenker in globalen Nachhaltigkeitsfragen und
- ein reger und durchaus streitbarer Mahner der Politik.

Am PIK arbeiten seit der Gründung Natur- und Sozialwissenschaftler aus aller Welt Seite an Seite. Sie untersuchen den globalen Klimawandel und seine ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen. Sie arbeiten gemeinsam an Lösungen für Probleme, deren Komplexität sich dem Zugang durch Einzeldisziplinen entzieht.

Für diesen seit zweieinhalb Jahrzehnten sprudelnden Quell der interdisziplinären Wissenschaft und für Ihr außerordentliches Engagement für die Sache der Nachhaltigkeit, darf ich Ihnen, Herrn Schellnhuber, stellvertretend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihres Hauses an dieser Stelle meine besondere Anerkennung aussprechen!

Sie setzen seit langem Maßstäbe mit einer ebenso einfachen wie herausfordernden Botschaft: Erkenntnisgewinn muss immer die Grundlage für eine glaubwürdige Klimapolitik bleiben!

Dank Ihrer entscheidenden Mitwirkung ist es der Klimaforschung sehr gut gelungen, die Erkenntnisse der Klimaforschung der Politik an die Hand zu geben und sie für sie verständlich zu machen. Insbesondere dank des vorbildlichen IPCC-Prozesses, an dem Sie als Institut immer sehr aktiv mitwirken.

Leider sehen wir dieser Tage aber auch, dass politische Ansätze Zustimmung erfahren, die die Erkenntnisse der Wissenschaft ignorieren oder verdrehen.

Meine Damen und Herren,
Hier muss auch die Wissenschaft sichtbar und entschieden gegenhalten.

Moderne Demokratien sind Wissensgesellschaften. Diese Geisteshaltung bestimmt letztlich seit Leibniz und Kant unser Denken in Wissenschaft und Bildung. Allen politischen Maßnahmen muss insbesondere auch der aktuelle Wissens- und Erkenntnisstand zugrunde gelegt sein. Auch wenn er einigen unlieb oder unbequem ist, darf er nicht ignoriert werden. Kurz gesagt: es kommt auf die Fakten an. Darauf zu drängen, ist Aufgabe vor allem der Forschungspolitik aber auch der Wissenschaft.

Wer Fakten ignoriert, erleidet langfristig Schiffbruch und riskiert das Wohl der Gesellschaft. Nur, wer sich den Herausforderungen stellt und ihre Lösung angeht, wird langfristig Erfolg haben. Die Bundesregierung geht diesen Weg und hat im November 2016 den Klimaschutzplan 2050 beschlossen. Er markiert die Leitplanken für ein grundsätzliches Umsteuern in Wirtschaft und Gesellschaft, mit denen Deutschland seine nationalen Klimaschutzbeiträge erreichen möchte.

Hierbei verstehen wir Klimaschutz vor allem auch als Modernisierungsstrategie und Investitionsprogramm, das Innovationen vorantreibt und Deutschland im Wettbewerb mit anderen Staaten stärkt. Klimaschutzpolitik ist damit nicht nur nachhaltig für das Klima, sondern auch nachhaltig für die Stärke des Wirtschaftsstandorts Deutschland.

Nicht zuletzt dank der Szenarien des PIK wissen wir: Zeiträume von 30 und mehr Jahren klingen zwar lang. Es ist aber vergleichsweise wenig Zeit, wenn wir betrachten, in welchem Umfang wir Emissionen reduzieren müssen, um die Erwärmung der Welt auf maximal 2 Grad oder besser 1,5 Grad zu begrenzen.

Gleichzeitig kann eine solche langfristige Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft nicht übers Knie gebrochen werden. Das gilt nicht nur für die technologische Entwicklung, sondern vor allem auch für die sozialen Belange.

Wir brauchen auch weiterhin einen offenen politischen Diskurs über geeignete Wege, unsere ambitionierten klimapolitischen Ziele zu erreichen. Dieser Diskus muss eine eigene Basis in der Wissenschaft haben. Wir müssen regelmäßig abschätzen, wo wir in Bezug auf die Ziele des Abkommens stehen. Wir müssen bewerten, wie klimapolitische Maßnahmen und Instrumente wirken und welche ökonomischen oder sozialen Folgen sie haben können.

Forschung und Entwicklung werden hierbei unzweifelhaft eine zentrale Rolle einnehmen. Wir werden einen Innovationsschub in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen brauchen. Akzeptanz und Mitwirkung in der Klimapolitik werden wesentlich davon abhängen, dass die Bürger sie als wissenschaftlich abgesichert und ausgewogen wahrnehmen. Deshalb ist die die Bedeutung von Forschung und Innovation im Klimaschutzplan der Bundesregierung prominent verankert worden. Hierfür hat sich das BMBF stark gemacht.

Meine Damen und Herren,
in unübersichtlichen Zeiten, in denen Klimaabkommen in Frage gestellt werden, brauchen wir mehr denn je internationale Kooperationen in der Forschung. Es ist wichtiger denn je, dass wir neue strategische Partnerschaften schmieden.

Im Juli 2017 haben Frau Ministerin Wanka und ihre französische Amtskollegin Frédérique Vidal ein gemeinsames Fellowship-Programm im Rahmen der französischen Initiative "Make our planet great again" ins Leben gerufen. Das Programm unterstützt exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Nationalitäten, die mit ihrer Arbeit in der Energie-, Klima- und Erdsystemforschung zum Erreichen der Klimaziele beitragen. Deutschland wird das Programm mit 15 Millionen Euro finanzieren, Frankreich wird weitere 30 Millionen Euro beitragen.

Auch das PIK spielt für die internationale Zusammenarbeit eine wichtige Rolle. Aktuell entwickelt das PIK gemeinsam mit uns und Australischen Partnern eine zehn jährige Deutsch-Australische Forschungsallianz.

Meine Damen und Herren,
Das PIK stellt heute überall dort einen Aktivposten unserer Forschungslandschaft dar, wo es um die integrierte Bewertung der Folgen des Klimawandels und die Vermittlung zwischen Wissenschaft, Politik und praktischer Umsetzung geht. Das PIK
 meldet sich,
 es positioniert sich
 und bringt die wissenschaftliche Sicht zu Handlungsnotwendigkeiten auf den Punkt!

Als Vertreter der Politik wünsche ich mir, dass das PIK auch weiterhin ein konstruktiver Partner im wichtigen Diskurs zwischen Wissenschaft und Politik bleiben wird. Nur so können wir den Weg ebnen, dass die Klimaforschung auch in Zukunft die Politik erreicht!

Das Bundesforschungsministerium unterstützt das das PIK hierbei institutionell jährlich mit mehr als 6 Mio. Euro. Damit erfmöglichen wir Planungssicherheit für Ihre Forschung.

Daneben unterstützen wir derzeit laufende Forschungsvorhaben des PIK in Höhe von rund 10 Mio. Euro. Das ist gut investiertes Geld – für exzellente Klimafolgenforschung hier in Potsdam.

Ich ermutige Sie – als Vertreter der Wissenschaft: bleiben Sie kritisch, bleiben Sie innovativ, – und vergessen Sie vor allem nicht, die unabhängige Stimme der Wissenschaft zu erheben.

In diesem Sinne zählt das BMBF auch in Zukunft auf das PIK und wünscht Ihnen viel Erfolg bei den zukünftigen großen Herausforderungen.

Vielen Dank!