Gesellschaft braucht Wissenschaft

24.11.2016

Wir befinden uns inmitten großer Veränderungsprozesse:

- Globalisierung
- Digitalisierung
- Weltweites Bevölkerungswachstum
- oder Klimawandel
sind einige Stichworte, die Unsicherheiten in der Bevölkerung auslösen.
- Brauchen wir in diesem Zusammenhang Wissen?
- Ist es vielleicht ein menschliches Grundbedürfnis, den Dingen auf den Grund zu gehen?
Gestern hat Bundeskanzlerin Merkel den großen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz zitiert, der damals formulierte:
„Wir sind umso freier, je mehr wir der Vernunft gemäß handeln
und umso mehr geknechtet, je mehr wir uns von der Leidenschaft regieren lassen.“
(Zitatende)
Vielleicht hat dieses Zitat eine größere Aktualität, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Denn gerade in diesen Monaten erleben wir auch in unserem Lande eine stark emotionalisierte und selektive Wahrnehmung.

Erleben wir den Übergang von der lange gepriesenen „Wissensgesellschaft“  Zur „Emotionalisierten Gesellschaft“, die vornehmlich selektiv Fakten zur Kenntnis nimmt?

Dabei gibt es das Recht auf eine eigene Meinung,
aber nicht das Recht auf eigene Tatsachen
– wie unlängst eine kluger Kommentar formulierte.

Nicht der emotionale Reflex sondern die Wahrnehmung der Realität (Dinge wie sie sind) sowie faktenbasierte Analyse sind eine geeignete Basis, um Veränderungen nicht einfach hinzunehmen, sondern sie zu gestalten.
Offenheit für Sichtweisen, Erfahrungen und Erkenntnisse anderer, die sachorientiert diskutiert werden – das zeichnet eine Wissenschaftsgesellschaft aus.
Ob diese unser Land auch in dieser Zeit prägt und künftig prägen wird, das haben wir alle mit in der Hand.

Wissenschaft liefert die Antworten und Innovationen, damit wir die Veränderungsprozesse faktenbasiert und mit Vernunft gestalten.

Wissenschaft zum Wohle und Nutzen der Menschen zu betreiben und Fortschritt zu ermöglichen,
das ist für die Zukunft unsers Landes hoch relevant:


II.
Denn: In Deutschland lebt nur rund ein Prozent der Weltbevölkerung – Deutschland rangiert aber in der Spitzengruppe der global wettbewerbsfähigsten Staaten auf Platz vier!
Die Fähigkeit, Wohlstand zu generieren, hängt immer stärker von Innovation ab. Im globalen Wettbewerb wird in absehbarer Zeit nicht mehr zwischen Industriestaaten und weniger entwickelten Ländern unterschieden, sondern stattdessen zwischen innovationsreichen und innovationsärmeren Ländern.

Wesentliche Faktoren, anhand derer sich die Wettbewerbsfähigkeit messen lässt, sind die Investitionen in Forschung und Entwicklung und das Bildungswesen. Hier steht Deutschland gut da. Bildung und Forschung sind eine Priorität dieser Bundesregierung. Seit 2005, seit dem Angela Merkel Bundeskanzlerin ist, ist der Etat für Bildung und Forschung mehr als verdoppelt worden.
Auch 2017 wird er weiter um 1,2 Mrd. € steigen – das ist ein erneutes Plus um 7,6% .

Die Forschungsförderung des BMBF steht auch für Verlässlichkeit. Mit dem Pakt für Forschung und Innovation steigen die Mittel für die beteiligten Wissenschaftsorganisationen Jahr für Jahr um 3%.

Und weil die Planungssicherheit für Forschung so wichtig ist, trägt der Bund den Aufwuchs der finanziellen Mittel allein, um die Länder zu entlasten .


III.
Die Hightech-Strategie haben wir in dieser Legislaturperiode zu einer umfassenden ressortübergreifenden Innovationsstrategie weiterentwickelt. Für sie stehen allein aus dem „Forschungsetat“ rund 2,7 Mrd. Euro bereit. In dieser Strategie werden technologische Innovationsfreude und Themen mit besonders hoher gesellschaftlicher Bedeutung gebündelt. Dafür stehen Beispiele wie:

• die Kopernikus-Projekte in der Energiewende,
• das Förderkonzept Medizininformatik und
• das neue Rahmenprogramm zur Mikroelektronik für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft.


IV.
Wir wollen die Hochschulen in ihrer Rolle als Treiber technologischer und sozialer Innovationen stärken!

Wir nutzen auch verstärkt die Kooperationsmöglichkeiten, die uns der neue Artikel 91b des Grundgesetzes bietet. Gemeinsam mit den Ländern haben wir ein Konzept zur Förderung von Spitzenforschung an Universitäten vorgelegt.

Dazu gehören:
- die neue Exzellenzstrategie,
- die Förderinitiative „Innovative Hochschule“
- und das Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Mit dem Tenure Track Programm eröffnen wir verlässliche Karrierechancen und steigern die Attraktivität des Standorts Deutschland.

Neben Spitzenforschung und Spitzenuniversitäten haben wir natürlich auch kleinere Hochschulen und Fachhochschulen im Blick. Schließlich wollen wir möglichst flächendeckend für gute Bildungs- und Karrierechancen sorgen.

All das dient dazu, die internationale Spitzenstellung des deutschen Wissenschaftssystems weiter auszubauen.


V.
Deutschland gehört zu den leistungsstärksten und innovativsten Ländern der Welt. Damit das so bleibt, gilt es, weiter am Forschungsfortschritt zu arbeiten – nicht zuletzt auch mit Blick auf die Chancen, die mit der weiteren Digitalisierung einhergehen.
Schließlich beeinflusst der digitale Wandel sämtliche Lebensbereiche – wie wir arbeiten und forschen, wie wir reisen oder für unsere Gesundheit sorgen und wie wir uns austauschen.

Beim IT-Gipfel in Saarbrücken hat Bildungsministerin Prof. Wanka den Startschuss für eine Smart-School gegeben. Sie setzt verstärkt auf digitale Technologien im Schulalltag und kann Beispiel für andere sein.

Das Programmieren wird Schülern künftig eine neue Welt öffnen.

Nun ist Schulbildung Ländersache. Aber mit dem Digitalpakt bieten wir als Bundesregierung den Ländern an, sie bei der digitalen Ausstattung von Schulen  zu unterstützen.

Im Mittelpunkt des digitalen Wandels muss weiterhin der Mensch stehen: der Lernende und der Lehrende. Sie sind Mittelpunkt des staatlichen Bildungsauftrags. Das bedeutet, dass das Primat der Pädagogik vor der digitalen Technik gilt.
Die Ausstattung ist wichtig, aber kein Selbstzweck. Ohne passende Inhalte und Konzepte wird sie nicht das leisten können, was wir zu Recht erhoffen.

Souverän und selbstbestimmt mit digitalen Medien und neuen Technologien umgehen zu können – das gehört heute einfach dazu. Das ist eine Basiskompetenz wie Lesen, Rechnen oder Schreiben. Sie entscheidet daher auch mit über spätere berufliche und gesellschaftliche Teilhabe.

Digitalisierung, d.h. einzugestehen, dass wir alle hinzulernen müssen.
Schulen und Bildungseinrichtungen müssen sich darauf einstellen. Sie müssen jungen wie älteren Menschen den Schlüssel zur digitalen Welt in die Hand geben, um dort ihren Platz finden zu können.

VI.
Bildungschancen für alle zu erschließen, bedeutet auch Integration durch Bildung zu ermöglichen, und zwar heute: Wenn wir die Integration der nach Deutschland Geflüchteten nicht ernst genug nehmen oder auf morgen verschieben, wird es letztlich deutlich teurer werden. Wir müssen heute in die Integration durch Bildung investieren. Deshalb haben wir ein umfassendes Maßnahmenpaket  aufgelegt, mit dem wir zweierlei unterstützen:

• den Erwerb der deutschen Sprache und
• die Integration in Ausbildung, Studium und Beruf. Auch indem wir die vorhandenen Potenziale und Kompetenzen erkennen und fördern. Wir knüpfen damit an bewährte Instrumentarien an.


VII.
Über ein Jahrzehnt kontinuierlicher Aufwuchs für Bildung und Forschung – wie wir es in der Geschichte Deutschlands noch nicht erlebt haben.

Deutschland steht – auch dank dieser Prioritätensetzung – hervorragend da.

Diese positive Erfahrung sollten wir auch für die Zukunft nutzen. Wissenschaft kann nicht abseits stehen und nur beobachten. Die Wissenschaft muss aktiver Teil des diskursiven Prozesses in unserer Gesellschaft sein.

• Statt Vorgaben und geistigen Fesseln von Autokraten in anderen Staaten wollen wir in der Bundesrepublik auch künftig Freiheit der Forschung.

• Statt Abschottung wollen wir die Sichtweise und Neugier auch anderer in unserem Land willkommen heißen.

Auch hier gilt die Feststellung der Bundeskanzlerin: „Gelebte Vielfalt ist die logische Konsequenz von Freiheit.“

Faktenbasierter Diskurs und
Respekt vor Erfahrungen und Erkenntnissen anderer
– das formt eine demokratische,  offene Gesellschaft.

Für diese lohnt es sich einzustehen!