Filmwettbewerb „Wir sind Zukunft! Europäische Juniorfachkräfte dual ausgebildet“

22.03.2017

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
sehr geehrte Mitglieder der Jury,
liebe Auszubildende!

Im Namen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung begrüße ich Sie alle ganz herzlich zur Preisverleihung zum Filmwettbewerb „Wir sind Zukunft! Europäische Juniorfachkräfte dual ausgebildet“. Heute Abend erwartet uns eine Reise durch Europa; eine Reise, die fünf junge Filmteams in den letzten Monaten zurückgelegt haben. Die Teammitglieder, fünfzehn Auszubildende aus dem Medienbereich, möchte ich ganz besonders begrüßen. Auf Ihrer Reise durch Europa haben Sie gesehen, was duale Ausbildung ausmacht – und zwar in Ländern, in denen die Ausbildung am Arbeitsplatz noch nicht so selbstverständlich ist wie hierzulande.

Fünf Teams haben mit ihren kurzen Bewerbungsclips die Jury überzeugt und konnten sich bei einem Workshop bei der „Deutsche Welle Akademie“ für einen Filmdreh im Ausland qualifizieren. Im Februar sind Sie, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs, nach Russland, Griechenland, Italien und die Slowakei aufgebrochen, um dort andere Auszubildende kennenzulernen und zu filmen. Das Ergebnis sehen wie heute in den Filmbeiträgen – quasi mit den Augen der Auszubildenden aus Deutschland. Um eine Erkenntnis vorwegzunehmen: Trotz aller Unterschiede in Sprache, Kultur und Berufsfeldern hatten Filmteams und Gefilmte eines gemeinsam: Die duale Ausbildung.

Vor nicht allzu langer Zeit galt das deutsche duale System als überholt. Vergleicht man jedoch die Arbeitslosenquote unter Jugendlichen in Deutschland und anderen Teilen Europas, so sieht man, dass es Deutschland in dieser Hinsicht sehr gut geht: Anfang 2016 waren mehr als vier Millionen Menschen in der EU unter 25 Jahren arbeitslos. In Griechenland waren zu diesem Zeitpunkt fast 50% der Jugendlichen von Arbeitslosigkeit betroffen, während in Deutschland nur knapp 7% der Jugendlichen ohne Job waren.

Dass junge Menschen hierzulande nach ihrer Ausbildung leichter einen Einstieg ins Arbeitsleben finden, ist nicht zuletzt dem dualen System zu verdanken. Durch die enge Verzahnung zwischen Berufsschulen und Betrieben können Ausbildungscurricula und Berufsprofile leichter auf den Bedarf des Arbeitsmarktes angepasst werden. So können freie Stellen mit den richtigen Leuten besetzt werden. Und das fördert die Wirtschaft!

Das duale System ist daher auch für andere Länder attraktiv. In zahlreichen Kooperationen unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung seine Partnerministerien dabei, die duale Ausbildung in den nationalen Bildungssystemen zu verankern. Und es lohnt sich: „Die jungen Leute wissen, was sie können“, sagt ein russischer Ausbilder im Film.

In den Filmbeiträgen hören wir viele Argumente, warum sich die jungen Menschen in Russland, Griechenland, Italien und der Slowakei für den in ihrem Land „ungewöhnlichen“ Weg, nämlich für eine duale Ausbildung, entschieden haben. Anstatt sich nur theoretisch mit ihrem zukünftigen Berufsfeld zu befassen, packen dual ausgebildete Azubis von Anfang an im Betrieb mit an, lernen die Berufspraxis im Detail kennen und können so nach Abschluss ihrer Ausbildung sofort praktisch in den Beruf einsteigen. Um mit dem Beitrag von Team Griechenland zu sprechen: Während der Theorieschüler  noch die Flugbahn des Pfannkuchens berechnet, hat der dual ausgebildete Koch den schon dem zufriedenen Gast das komplette Menü serviert. Oder, wie Giulia aus dem Italien-Film sagt: „Übung macht die Meisterin“.

Eine qualitativ hochwertige Ausbildung und die Sicherung von Fachkräften für die Jobs der Zukunft sind ein gutes Rezept, um die Wirtschaft voranzubringen und dafür zu sorgen, dass junge Menschen die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben – sowohl im eigenen Land als auch in Europa.

Aber wie engagiert sich das BMBF in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit?
Ein Beispiel sehen wir in dem Filmbeitrag zur Slowakei: In Nove Mesto hat das Filmteam  Azubis, Ausbilder, Lehrkräfte und Betriebe kennengelernt, die Teil des Projekts „VETnet“ sind. Darin werden gemeinsam mit den Auslandshandelskammern betriebliche Ausbildungsgänge entwickelt und erprobt. Dass sich das duale System für Auszubildende und Betriebe bewährt, wird in den O-Tönen der Filme deutlich.

Indem das Bundesministerium für Bildung und Forschung seine Partnerministerien in den Kooperationsländern berät und mit Unterstützung von Kammern, Verbänden, Sozialpartnern und Unternehmen Pilotprojekte zur dualen Ausbildung umsetzt, trägt es dazu bei, Voraussetzungen für bessere Zukunftsperspektiven für junge Menschen sowie für mehr Wirtschaftswachstum zu schaffen. Außerdem stoßen wir längerfristige partnerschaftliche Beziehungen an, die wir nicht nur mit EU-Staaten sondern auch mit unseren Nachbarn in Europa pflegen wollen – und dazu gehört auch Russland.  So haben schon einige Kooperationsländer, wie zum Beispiel Italien, Russland oder die Slowakei, ihre nationalen Bildungssysteme reformiert und stärker auf das Lernen am Arbeitsplatz ausgerichtet.

Die Auszubildenden, die unsere Filmteams auf ihrer Reise durch Europa kennengelernt haben, sind sozusagen „Testfahrer“ eines zukunftsfähigen Ausbildungssystems. Und Sie, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Filmwettbewerbs, sind durch Ihre Filmbeiträge Botschafter der gemeinsamen Arbeit des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und seiner Partner weltweit. Über die Homepage des Filmwettbewerbs, über soziale Medien und während Filmvorführungen hier und auf der didacta haben tausende Menschen die Filme gesehen und konnten erfahren, welche Vorteile eine duale Ausbildung bietet. Das ist die beste Werbung für die duale Ausbildung, die wir auch hierzulande gut gebrauchen können.

Vor allem machen die Beiträge deutlich, zu welch qualitativ hochwertiger Arbeit junge Menschen fähig sind, die sich noch in der Ausbildung zu Mediengestalterinnen und –gestaltern befinden. Als Azubi einen eigenen Film produziert zu haben – und das auch noch unter erschwerten Bedingungen im Ausland – das kann nicht jeder von sich behaupten! Ihren Einsatz, Ihre Kreativität und Ihr Können wollen wir heute Abend feiern. Nur ein Team kann heute Abend den ersten Preis gewinnen, aber geehrt werden alle von Ihnen.

Neben den Auszubildenden möchte ich noch anderen Akteuren meinen Dank aussprechen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die Filme trotz Sprachbarriere, Kälte, Staub und technischen Problemen ein voller Erfolg geworden sind: Ein großes „Dankeschön“ geht an die Auslandshandelskammern, die vor Ort die Filmdrehs organisiert und die Teams tatkräftig unterstützt haben. Dank gilt auch den Betrieben und Bildungseinrichtungen - und natürlich den Auszubildenden in den Partnerländern, die sich gerne haben filmen lassen. Schließlich sei noch den Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben unserer Teilnehmenden dafür gedankt, dass sie in ein so zeitaufwändiges Projekt eingewilligt haben. Danke auch an die Kolleginnen und Kollegen von GOVET, die den Wettbewerb koordiniert und den Teilnehmenden so manche bürokratische Hindernisse aus dem Weg geräumt haben. Dafür einen großen Applaus!

Und nun bleibt mir nur noch, Ihnen und uns allen eine interessante „Reise durch Europa“ zu wünschen. Wer weiß, vielleicht bekommen ja einige von Ihnen Lust auf einen längeren Auslandsaufenthalt während Ihrer Ausbildung? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat da die richtigen Leute an der Hand: Die Informations- und Beratungsstelle für Auslandsaufenthalte in der beruflichen Bildung (IBS) im Bundesinstitut für Berufsbildung ist Ihnen gerne auf dem Weg ins Ausland behilflich.