Besuch des mobilen Messlabors MOBILAB am Forschungszentrum Jülich

05.05.2017

Lieber Herr Professor Wahner,
liebe Frau Professor Kiendler-Scharr,
sehr geehrte Damen und Herren,
Begrüßung und Einleitung
ich freue mich sehr, heute im Forschungszentrum Jülich das mobile Messlabor MOBILAB und damit ein wichtiges Projekt aus der BMBF-Fördermaßnahme „Stadtklima im Wandel“ zu besuchen.

Der Klimawandel hat für Städte ganz besondere und spezifische Auswirkungen. Denn nicht nur die Treibhausgasemissionen verändern das Klima auf negative Weise, auch die Städte selbst haben hier erheblichen Einfluss. Denken Sie nur an einen Begriff wie „Städtische Wärme-Insel“.

Umgekehrt haben die Städte und der ungebrochene Trend, der Menschen in die Städte zieht, große Wirkung für die globalen Entwicklungen, allen voran den Klimawandel.

„Es sind die Städte, wo der Kampf um eine nachhaltige Entwicklung gewonnen oder verloren wird“ konstatierte das High-Level Panel für die Post 2015 Agenda der Vereinten Nationen. Ein Blick auf die Fakten zeigt, dies ist dies unmittelbar einleuchtend.

Weltweit leben mehr als die Hälfte, in Deutschland sogar drei von vier Menschen, in Städten. Bis zum Jahr 2050 werden über 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Städte verbrauchen schon jetzt bis zu 80 Prozent der weltweit erzeugten Energie und sind für bis zu 70 Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes der Menschheit verantwortlich. Auf der anderen Seite sind Städte und urbane Räume Haupttreiber wirtschaftlichen Wachstums und Entwicklung. So finden mehr als 80% der wirtschaftlichen Aktivitäten weltweit im städtischen Raum statt. Das ist es, was die Menschen in die Städte zieht - der Wunsch nach Teilhabe, Arbeit und Bildung.

Städte und Klimawandel
Städte gehören also zu den Hauptverursachern des Klimawandels, sie werden aber auch einer der Hauptleidtragenden sein. Denn wie mit dem Stichwort „Wärme-Insel“ an-gedeutet, erleben wir in Städten gegenwärtig Umweltzustände, welche der Weltklimarat IPCC in seinen Klimaszenarien erst für das Jahr 2100 prognostiziert hat. So ist die Lufttemperatur in den Innenstädten in Deutschland im Schnitt 2°C höher als im Umland. Neueste Studien zum Stadtklima haben gezeigt, dass die Temperatur in den Städten mit der globalen Klimaerwärmung parallel „mitwandert“ – aber stets 2 Grad wärmer. Dadurch ergeben sich große Herausforderungen an eine klimawandelgerechte und klimaangepasste Stadtplanung, ganz gleich, ob das 1,5 Grad Ziel erreicht wird oder nicht.

Auswirkungen des Klimawandels in Städten
Bereits heute verursachen Starkniederschläge und Stürme, Hitze- und Kältewellen, Trockenperioden und Dürren sowie Episoden mit erhöhter Luftbelastung gravierende wirtschaftliche Schäden und Gesundheitsbelastungen bis hin zu Todesfällen. In Großstädten und Stadtregionen besteht ein besonders hoher Handlungsbedarf. Wir haben es hier mit einer hohen Bevölkerungsdichte zu tun, also vielen Leidtragenden, und mit städtischen Strukturen wie Gebäuden, die ihrerseits zu klimatische Auswirkungen haben.

Aus diesem Grund wurde im Jahr 2015 das Wissenschaftsjahr „Zukunftsstadt“ ausgerufen. Das Wissenschaftsjahr war zugleich der Auftakt für die Förderinitiative „Stadtklima im Wandel“.

Förderinitiative „Stadtklima im Wandel
Ziel der Förderinitiative „Stadtklima im Wandel“ ist ein Modell, das alle wichtigen Prozesse des Klimas in der Stadt erfassen kann.

Und nicht nur das, am Ende der Arbeiten steht – so hoffen wir – ein Werkzeugkasten, der auf Grundlage dieses Modells den Stadtplanern praktische Hilfestellung an die Hand gibt. Wie sollten Grünflächen ausgestaltet sein, um das Klima in der Stadt zu begünstigen? Ein großer Park, viele kleine Flächen? Das sind beispielsweise Fragen, auf die wir Antworten brauchen und die uns „Stadtklima im Wandel“ liefern soll.

Und wir sind ehrgeizig. Mit „Stadtklima im Wandel“ zielen wir auf die Entwicklung, Validierung und Anwendung von Stadtklimamodellen für ganze Großstädte wie Stuttgart oder Berlin. Diese Modelle sollen aber zugleich in der Lage sein, bis auf die Größenordnung von Gebäuden hinunter die klimatischen Entwicklungen zu zeigen.

Verfügbare Stadtklimamodelle

Die aktuell verfügbaren Modelle sind für solche ehrgeizigen Pläne nicht anwendbar. Sie sind zu grobmaschig für die Planung von Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung des Stadtklimas.
Auch ist es nicht möglich, die erforderlichen Informationen für den Klimaschutz, zur Anpassung an den Klimawandel sowie zur Verbesserung der Luftreinhaltung auf kleiner Skala für Gebäude oder Straßenschluchten zu erhalten bzw. auf lokaler Skala für Stadtquartiere. Andere Modell decken nur kleinere Stadtgebiete ab und erfüllen damit ebenfalls nicht die Anforderungen, die wir gesetzt haben.

Die Projekte in „Stadtklima im Wandel
Die Herausforderungen sind groß, daher haben wir uns entschlossen, die Entwicklung eines neuen, leistungsfähigen und zugleich anwendungsfreundlichen, robusten Stadtklimamodells zu fördern.

Zur Entwicklung eines solchen Models braucht es viel Theorie und viele klugen Köpfe. Aber es geht uns um mehr als „nur“ die Modellentwicklung: Die theoretischen Ergebnisse müssen sich an Stadtklimadaten und an der Nutzung in den Partnerstädten messen lassen.

Die Belastbarkeit der theoretischen Ergebnisse müssen aber durch Messungen überprüft und verifiziert werden. Hier leistet das MOBILAB in Jülich wichtige Beiträge. Mit den Ergebnissen, die das MOBILAB den Wissenschaftlern liefert, können die Klimamodelle für die Stadt weiterentwickelt und schließlich perfektioniert werden.

Die Messungen des MOBILAB schaffen eine Basis von städtischen Klimadaten, die in der gegenwärtigen Forschungslandschaft einzigartig ist

Das mobile Messlabor MOBILAB ist damit ein wichtiges Bindeglied zwischen Praxis und Modellentwicklung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt seinen Einsatz im Verbundprojekt Stadtklima mit rund 391.000 Euro.

Ich freue mich, das Labor heute im Einsatz zu sehen. Ich wünsche Ihrem Forschungsteam, Ihrem Projekt und der Fördermaßnahme viel Erfolg.