Auftaktveranstaltung der FH-Impulspartnerschaft „RuhrValley“ in Herne

22.05.2017

Sehr geehrte Frau Ministerin Schulze (für Innovation, Wissenschaft und Forschung),
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Dudda (OB von Herne, SPD)
sehr geehrter Herr Prof. Kriegesmann (Präsident der Westfälischen Hochschule),
sehr geehrter Herr Prof. Schwick (Rektor der FH Dortmund),
sehr geehrter Herr Prof. Bock (Präsident der Hochschule Bochum),
sehr geehrter Herr Prof. Wolff (FH Dortmund, Sprecher von „RuhrValley“),

meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich freue mich, dass ich heute die Gelegenheit habe, an der Eröffnungsveranstaltung für die FH-Impuls-Partnerschaft „RuhrValley – Mobility and Energy for Metropolitan Change“ teilzunehmen. Unter den zehn vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Impuls-Partnerschaften ist „RuhrValley“ eine ganz besondere! Sie ist die einzige Partnerschaft, die nicht von einer, sondern von gleich drei Fachhochschulen, nämlich von der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen – Bocholt – Recklinghausen, der Hochschule Bochum und der Fachhochschule Dortmund, geleitet wird. Dies bedeutet für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung und eine attraktive Chance zugleich!

Fachhochschulen sind nicht nur wegen ihrer traditionell praxisorientierten Ausbildung, sondern aufgrund ihrer besonderen Stärke in der anwendungsorientierten Forschung ein zunehmend wichtiger Partner für die Wirtschaft in der Region, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, die zumeist über keine eigenen Forschungskapazitäten verfügen.

Die Forschung an Fachhochschulen hat eine – gemessen an Jahren – bisher noch kurze, nämlich nur rund 25jährige Geschichte. Forschung an Fachhochschulen ist jedoch – gemessen an ihrer Bedeutung für die Innovations- und Wirtschaftskraft Deutschlands – ein inzwischen unentbehrlicher Baustein im deutschen Forschungssystem!

Diese Entwicklung hat das BMBF mit seiner Forschungsförderung entscheidend begleitet. Standen Anfang der 1990er Jahre jährlich lediglich rund 2,5 Millionen DM zur Verfügung, um die Fachhochschulen in einem ersten Schritt durch die Ausstattung mit Forschungsgeräten überhaupt erst einmal forschungsfähig zu machen, verfügen wir heute allein in dem ausschließlich an Fachhochschulen gerichteten BMBF-Programm „Forschung an Fachhochschulen“ über ein jährliches Budget von 55 Millionen Euro. Von 2006 bis 2016 haben davon bundesweit ca. 130 Fachhochschulen mit knapp 1.600 Forschungsvorhaben und rund 360 Millionen Euro Fördermitteln profitiert. Dies betrifft auch die drei Fachhochschulen aus Dortmund, Bochum und Gelsenkirchen: Sie haben seit 2006 aus dem Programm „Forschung an Fachhochschulen“ zusammen fast 11 Millionen Euro zur Förderung von bislang 52 FuE-Projekten abrufen können. Bemerkenswert ist zudem, dass diese drei Hochschulen auch über die Forschungsfachprogramme des BMBF, bei denen sie mit allen anderen Forschungseinrichtungen und Hochschultypen im Wettbewerb stehen, im selben Zeitraum insgesamt weitere knapp 10 Millionen Euro Fördergelder des BMBF erhalten haben!

Meine Damen und Herren,
das seit 2006 laufende Programm „Forschung an Fachhochschulen“ hat also maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die angewandte Forschung neben der Lehre als ein weiteres Wesensmerkmal der Fachhochschulen bundesweit etabliert hat. Inzwischen bietet das Programm den Fachhochschulen durch seine verschiedenen Förderlinien und –maßnahmen ein breit aufgestelltes Förderportfolio. Im Fokus stehen die Kooperation mit Unternehmen, die wissenschaftsorientierte und praxisbezogene Nachwuchsförderung und die Profilbildung der Fachhochschulen im Bereich Forschung.

Mit der Fördermaßnahme „Starke Fachhochschulen – Impuls für die Region“ (FH-Impuls) gehen wir nun bewusst neue Wege: Wir adressieren die Fachhochschulen erstmals auf Institutionsebene. Weg von der Einzelprojektförderung, hin zu einem systematisch und längerfristig angelegten Ausbau der angewandten Fachhochschulforschung. Nicht mehr einzelne Fachhochschulprofessoren, sondern die gesamte Fachhochschule als Institution soll sich engagieren.

Die Fördermaßnahme richtet sich zudem gezielt an forschungsstarke Fachhochschulen. Damit haben wir das zuvor erwähnte „Neuartige“ mit Bewährtem unterfüttert. Denn in der Ausbildung leistungsstarker und modellhaft wirkender Forschungskooperationen hat sich die Zielstellung „Die Starken stärken“ bereits vielfach bewährt. Forschungsstarke Fachhochschulen haben wegen ihrer traditionell engen Kontakte insbesondere zum innovativen Mittelstand das Potenzial, in ihrer Region und ihrem weiteren Umfeld wesentliche innovationsrelevante Impulse auszulösen. Das bringt bedeutenden Mehrwert für alle Beteiligten.

Meine Damen und Herren,

die Fachhochschule Dortmund, die Hochschule Bochum sowie die Westfälische Hochschule gehören zu den forschungsstarken Impuls-Fachhochschulen.

Unter anfangs 81 Bewerbungen haben sie sich erfolgreich durchgesetzt. Dies war sicher kein einfacher Weg: In einem zweistufigen Auswahlverfahren mussten innovative und anwendungsbezogene Forschungsideen entwickelt, Partner gewonnen, Konzepte und Strategien geschrieben und „last but not least“ eine hochrangige Jury überzeugt werden.

Mitausschlaggebend für das positive Jury-Votum für „RuhrValley“ war im Übrigen – wie mir meine Ministeriumsmitarbeiter berichteten – die sehr engagierte persönliche Präsentation des RuhrValley-Konzeptes gegenüber den Jurymitgliedern. Es sei regelrecht zu spüren gewesen: Die beiden Präsidenten, Prof. Kriegesmann, Prof. Bock, und Rektor Prof. Schwick sowie der designierte Partnerschaftssprecher, Prof. Wolff, verstehen sich prächtig und sie sind aufgrund ihrer bisherigen engen Zusammenarbeit hoch motiviert, zusammen mit zahlreichen Unternehmen aus der Region dem Ruhrgebiet einen wichtigen Impuls für Forschung und Innovation zu geben.
Die „Belohnung“ für diese Mühen lässt sich sehen: Rd. 5 Millionen Euro Fördergelder des BMBF stehen seit Anfang Januar für einen Zeitraum von zunächst vier Jahren den drei „RuhrValley“-Fachhochschulen und ihren Partnern bereit.

Insgesamt stehen für die im Juli 2016 ausgewählten zehn Impulspartnerschaften für die zunächst vierjährige Aufbauphase sowie für die – eine positive Evaluierung vorausgesetzt – mögliche vierjährige Fortsetzung der Förderung 100 Millionen Euro zur Verfügung.

Aber es fließen nicht nur Mittel des Bundes. Für einen Großteil der in der Partnerschaft durchgeführten FuE-Projekte haben wir die Wirtschaft zur Mitfinanzierung im Durchschnitt von mindestens 20% verpflichtet – das ist unser Ansicht nach ein Beleg für das echte Interesse der Unternehmen an der Partnerschaft.

Für die Impulspartnerschaft „RuhrValley“ scheinen die Voraussetzungen hervorragend zu sein. Schon jetzt zeichnet sich eine finanzielle Beteiligung der Wirtschaft an „RuhrValley“ in Höhe von über rd. 1,7 Millionen Euro ab. Das sind rund 25%. Hinzu kommen rd. 0,8 Millionen Euro, die kleine und mittlere Unternehmen als Eigenanteil in von ihnen selbst betriebene und vom BMBF geförderte Forschungsprojekte investieren wollen. Damit besitzt „RuhrValley“ auch für das langfristige Ziel, nämlich die Partnerschaft nach Ablauf der BMBF-Förderung in acht Jahren eigenständig betreiben zu können, schon jetzt hervorragende Voraussetzungen!

Uns ist bewusst, dass die bereits erwähnten vielfältigen Zielsetzungen zusammen mit den Finanzierungskriterien anspruchsvolle Anforderungen an eine FH-Impulspartnerschaft sind. Daher stellen wir generell für jede Partnerschaft Mittel für ein begleitendes Managementpro-jekt zur Verfügung. Die Partnerschaft „RuhrValley“ hat hierfür knapp 500.000 Euro beim BMBF eingeworben. Die nordrhein-westfälische Landesregierung unterstützt hier mit rd. 270.000 Euro, die Hochschulen steuern selbst nochmal 200.000 Euro Eigenmittel bei.

Mit Hilfe der im Rahmen dieses Projekts etablierten Management-, Organisations- und Controllingstrukturen soll vor allem die konsequente Abstimmung aller an der Partnerschaft beteiligten Akteure sichergestellt werden. Das BMBF legt hier unter anderem besonderen Wert darauf, dass die Beteiligten aus der Wirtschaft genauso wie die Fachhochschulen ein Mitsprache- und auch Stimmrecht haben. Denn wir sind überzeugt davon, dass nur im vertrauensvollen und paritätischen Zusammenspiel aller Akteure die jeweilige Impulspartnerschaft ihre Aufgaben erfüllen kann. Hierzu zählt vor allem auch, nach insgesamt acht Jahren so gut aufgestellt zu sein, dass die Partnerschaft auch ohne BMBF-Mittel erfolgreich weitergeführt bzw. verstetigt werden kann.

Meine Damen, meine Herren,
RuhrValley“ steht für eine Hochschul‐ und Unternehmenspartnerschaft, die Lösungen für nachhaltige Energie und Mobilität in metropolitanen Ballungsräumen erarbeitet und somit zum Strukturwandel in einer der größten Metropolitanregionen Europas beiträgt. Die damit verbundenen wissenschaftlich-technologischen Herausforderungen sind nur unter Beteiligung aller relevanten Kräfte zu bewältigen; dies erfordert einen langen Atem. Die drei „RuhrValley“-Fachhochschulen mit ihren über 40 Partnerunternehmen, von denen sich viele nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell bzw. mit geldwerten Leistungen einbringen, setzten hierzu einen wichtigen Impuls für das Ruhrgebiet.

In diesem Zusammenhang möchte ich zum Schluss die Beteiligung von 18 kleinen und mittleren Unternehmen an „RuhrValley“ würdigen, die in den vergangenen Jahren mit maßgeblicher Unterstützung der Hochschulinstitute der drei Fachhochschulen gegründet wurden und quasi das wissenschaftliche Rückgrat des Innovationsverbunds bilden. Mittlerweile erwirtschaften diese Unternehmen einen jährlichen Umsatz von 50 bis 60 Millionen Euro und beschäftigen inzwischen mehr als 500 Mitarbeiter. Ich bin guten Mutes, dass mit „RuhrValley“ diese bereits in der Vergangenheit eingeleitete wirtschaftliche Dynamik weiter an Schwung gewinnen wird und wünsche in diesem Sinn allen an dieser Partnerschaft Beteiligten für die vor Ihnen liegenden Arbeiten und Herausforderungen viel Erfolg!