Wasserstoff-Kernnetz darf nicht am Kreis Düren vorbei gehen!

10.08.2023

Bei den Planungen zum deutschen Wasserstoff-Kernnetz wurde der Kreis Düren bisher nicht berücksichtigt. Das hat für erhebliche Irritationen in und Sorgen in der Industrie gesorgt. "Gerade mit Blick auf die Papierindustrie und weitere energieintensive Unternehmen, aber auch als Wasserstoffregion und Heimat des Helmholtz-Wasserstoff-Cluster brauchen wir eine direkte Anbindung an diese Leitungen, damit wir hier mit grünem Wasserstoff als Energieträger der Zukunft versorgt werden.", so der Dürener Bundestagsabgeordnete Thomas Rachel. Er  hat Bundeswirtschaftsminister Habeck in einem Brief aufgefordert, seine Planungen dringend entsprechend anzupassen. "Hier geht es um Sicherheit für die Industrie und Zukunft unserer Arbeitsplätze", sagt Rachel weiter.

Hier der Brief an den Bundeswirtschaftsminister im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bundesminister Habeck,

Der „Planungsstand Wasserstoff-Kernnetz“ ist am 12. Juli 2023 von der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber veröffentlicht worden. Den gesetzlichen Rahmen für das Kernnetz Wasserstoff soll die Novellierung des Energiewirtschaftsgesetz bilden. Das Bundeskabinett hat einen entsprechenden Entwurf des EnWG im Mai 2023 verabschiedet.
Die vorgesehene Planung für das Wasserstoff-Kernnetz hat in der hiesigen Industrie Irritationen und erhebliche Sorgen ausgelöst. Denn in den vorgelegten Planungen sind weder der Kreis Düren an sich, noch die für den Kreis Düren wichtige Papierindustrie sowie weitere energieintensive Industrien berücksichtigt worden. Ich möchte Sie als direkt gewählte Bundestagsabgeordnete deshalb sehr herzlich bitten, den Kreis Düren, für den eine zeitnahe Wasserstoffversorgung wegen seiner energieintensiven Industrien von großer Bedeutung ist, in das Wasserstoff-Kernnetz aufzunehmen und die Planungen entsprechend zu ändern!
Ein für unsere Region besonders wichtiger Industriezweig ist die Papierindustrie. Insbesondere Unternehmen der Papier erzeugenden Industrie sind sehr energieintensiv. Es ist nicht möglich, die Produktion eines Papier erzeugenden Unternehmens mit elektrischem Strom aus dem Stromnetz oder gar über Photovoltaik energetisch zu gewährleisten. Der für die Produktion erforderliche Dampf wird durch eigene Prozesse der Wärmeerzeugung über Verbrennungen hergestellt, wofür entsprechende Brennstoffe wie Kohle, Gas oder eben Wasserstoff erforderlich sind. Darüber hinaus sind direktbefeuerte Trocknungsanlagen im Einsatz. Wesentlich ist, dass der Kreis Düren bis hinein in den angrenzenden Kreis Euskirchen bundes- und sogar europaweit eine bedeutende Region für die Papierindustrie ist. In keiner anderen Region wirtschaften so viele Unternehmen der papiererzeugenden und verarbeitenden Industrie in einer vergleichbaren räumlichen Dichte. Den Kreis Düren kann man als Papiercluster bezeichnen, weil zahlreiche Zuliefererbetriebe für die Papierindustrie aus anderen Industriezweigen wie der Textil- und der Metallindustrie hier ansässig sind. Insgesamt sind in unserer Region mehr als 10.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt von der Papierindustrie abhängig. Künftig wird es zudem eine Modellfabrik Papier in der Stadt Düren geben, um eine klimaneutrale Papierproduktion für die Zukunft zu erforschen. Betroffen sind in der Region energieintensive Firmen aus der Metallindustrie, der Chemieindustrie, der Textilindustrie sowie der Zuckerindustrie.
Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit heimische Braunkohle zur Energieversorgung genutzt, teils auf Gas umgerüstet und müssen nun bei der notwendigen klimarelevanten Transformation berücksichtigt werden, damit sie dann Zugang zur Wasserstoffversorgung erhalten. Klare Perspektiven sind für den Erhalt des Wirtschaftsstandorts und der hiesigen Arbeitsplätze entscheidend. Der Kreis Düren im Rheinischen Revier ist als Strukturwandelregion in besonderem Maße auf den Erhalt der Arbeitsplätze angewiesen. Denn durch den Ausstieg aus der Braunkohleförderung fallen an anderer Stelle frühzeitig tausende Arbeitsplätze weg. Den Unternehmen muss dringend eine konkrete energiewirtschaftliche Perspektive bezogen auf die kontinuierliche und wettbewerbsfähige Versorgung mit Wasserstoff geboten werden. Daher ist eine zeitnahe Versorgung mit klimafreundlichem Wasserstoff unerlässlich. Der Kreis Düren entwickelt sich im Übrigen zum Vorreiter wasserstoffbasierter Mobilität (Busse und Züge) und hat mit dem „Helmholtz-Cluster Wasserstoff“ am FZJ das größte entsprechende Wasserstoff-Forschungscluster im Lande mit Wachstumspotential.
Sehr geehrter Herr Minister Habeck, ich bitte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz um eine schnelle Anpassung hinsichtlich der weiteren Planung des Wasserstoff-Kernnetzes und um die Aufnahme des Kreises Düren als Ausspeiseregion im Wasserstoff-Kernnetz. Dies umso mehr, als nach den Planungen ohnehin der Neubau einer Wasserstoffleitung zwischen Aachen und Köln geplant ist. Eine Abzweigung auf dieser Strecke nach Düren ist nicht nur naheliegend, sondern im Sinne der Sicherheit der betroffenen Unternehmen und ihrer Arbeitsplätze notwendig.


Ihrer Antwort sehe ich mit großem Interesse entgegen und verbleibe mit
freundlichen Grüßen


Thomas Rachel MdB

Brief an den Bundeswirtschaftsminister