Klimawandel macht nicht an Grenzen halt

14.05.2018

BMBF-Staatssekretär Thomas Rachel hat am Solarinstitut Jülich einem deutsch-griechischen Energieforschungsprojekt die Förderurkunde überreicht. Es erforscht Solarkollektoren, die ungleichmäßige Strahlungsintensitäten effektiv nutzen können.

„Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie international aufgestellt wird. Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung und macht nicht an Grenzen halt. Hier arbeiten hervorragende Forscher deutscher und griechischer Einrichtungen  auf Augenhöhe partnerschaftlich zum beiderseitigen Vorteil zusammen“, sagte der parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Jülich.

Im Projekt „SCoSCo“ sollen Solarkollektoren für gebäudeintegrierte Kollektorsysteme entwickelt werden, die sehr ungleichmäßige Strahlungsintensitäten effektiv nutzen können. Ziel des Vorhabens sind hoch-effiziente Systeme zur Gewinnung solarer Wärme, die bspw. in Wohngebäuden, Hotels, Krankenhäusern oder Industriebetrieben zur Warmwasserbereitung, zum Heizen und Kühlen, zum Entsalzen von Trinkwasser oder der Bereitstellung von (industrieller) Prozesswärme eingesetzt werden können.

Dazu sollen Kollektoren mit nachführbaren Absorbern entwickelt sowie theoretisch und in der Praxis untersucht werden. Das zentrale Ziel des Vorhabens besteht darin, durch angewandte Forschung in Kooperation mit Industrie und Wissenschaft neue Solarkollektorsysteme mit besserem Kosten-Nutzen-Verhältnis zu entwickeln.

Das Solar-Institut Jülich der Fachhochschule Aachen strebt den Nachweis der Leistungsfähigkeit des zu entwickelnden Systems durch Berechnungen und Labormessungen an. Die thermische Leistungsfähigkeit der entworfenen Systeme und der Einzelkomponenten werden modelliert, um ihre Eignung zur Erreichung der Leistungsziele im mittleren Temperaturbereich zu beurteilen.

Der Prorektor für Hochschulentwicklung der Fachhochschule Aachen, Prof. Michael Wulf, betonte: „Die Idee des europäischen Gedankens wird mit der deutsch-griechischen Förderinitiative fortgeführt.“

Die Energieforschung ist eines der in der Deutsch-Griechischen Zusammenarbeit geförderten Forschungsfelder, womit die Bekanntmachung einen Beitrag zur Umsetzung des 6. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung darstellt. Antragsteller konnten sich auf folgende Themen mit Projektideen bewerben:

  • energiesparende Technologien zur Erzeugung und Speicherung Erneuerbarer Energien,
  • intelligente Netze,
  • Technologien zur Reduzierung der umwelt- und klimaschädlichen Auswirkungen der Energieerzeugung aus konventionellen Energieträgern sowie
  • Forschung zur wissenschaftlichen und technologischen Unterstützung der öffentlichen Energiepolitik

Insgesamt wurden acht Verbünde im Themenbereich Energie zur Förderung ausgewählt. Die Projektpartner von SCoSCo sind neben der Fachhochschule Aachen (Solar-Institut Jülich) die Heliokon GmbH aus Bergisch-Gladbach, die Hilger GmbH aus Wipperfürth, die Universität Patras aus Patra (Griechenland) und die Calpak S.A. aus Athen. Das Projekt wird mit rund 340.000 Euro bis 2021 gefördert.

 

Ansprache anlässlich der Urkundenübergabe zum Verbundprojekt „SCoSCo“

Sehr geehrter Herr Prof. Wulf,
sehr geehrter Herr Wählisch,
sehr geehrter Herr Prof. Alexopolous,
sehr geehrter Herr Prof. Hoffschmidt,
sehr geehrter Herr Hilger,
sehr geehrte Damen und Herren,

• Ich freue mich sehr darüber, heute hier in Jülich anlässlich des feierlichen Starts des Deutsch-Griechischen Verbundvorhabens „SCoSCo“ zu Ihnen sprechen zu dürfen.
• Ich erinnere mich noch gut an die Feier zum 25-jährigen Jubiläum des Solar-Instituts Jülich im letzten September. Dort hatte ich die Gelegenheit, einige der hiesigen Erfolgsgeschichten der Energieforschung Revue passieren zu lassen.
• Dass wir nun hier wieder den Beginn eines weiteren, innovativen und für die Energiewende wichtigen Projekts feiern dürfen, zeigt die Kontinuität, mit der an diesem Ort an hochaktuellen Themen der Energieforschung gearbeitet wird.

• Bei „SCoSCo“ gehört das Solar-Institut Jülich zueinem herausragenden Projektkonsortiums, das mit den deutschen Industriepartnern Heliokon GmbH und Hilger GmbH sowie den griechischen Partnern der Universität Patras und der Calpak S.A., hervorragend aufgestellt ist.
• Auch aus diesem Grund haben Sie sich mit Ihrem Vorhaben „SCoSCo“ als eines von 24 Projekten – bei 213 eingereichten Projektskizzen! – durchgesetzt. .
• „SCoSCo“ ist Teil des zweiten Deutsch-Griechischen Forschungs- und Innovationsprogramms. Wir haben dieses Programm - zusammen mit unseren griechischen Partnern – aufgesetzt, um langfristig insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen.
• Denn für positive Impulse, gerade hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in Griechenland, sind zwei Punkte besonders wichtig: Wir brauchen deutsche und griechische Industriepartner, die miteinander und mit der Wissenschaft kooperieren und wir brauchen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auf beiden Seiten. Damit stellen wir den Wissens- und Technologietransfer sicher und schaffen die Basis für einen langfristigen Aufbau von Kompetenz.

• Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um Ihnen drei Punkte mit auf den Weg zu geben:

• Erstens: Ihr thematischer Schwerpunkt, eine nachhaltige Wärmetechnologie zu entwickeln, ist gut gewählt
o Bisher war die Energiewende primär eine Stromwende. Das muss sich ändern.
o Damit Deutschland seine klimapolitischen Ziele bis 2050 erreichen kann, bedarf es auch einer Wärmewende. Gut 50 %  unseres Energieverbrauchs wenden wir für den Wärmesektor auf.
o Hieran wird deutlich, dass es uns gelingen muss, unser Energiesystem über alle drei Sektoren – Strom, Wärme und auch Mobilität – klimaneutral zu gestalten.
o Mehr denn je benötigen wir innovative Technologien, die es uns ermöglichen, nachhaltig Wärme zu erzeugen. Und genau hier setzt Ihr Vorhaben „SCoSCo“ an!
o Sie entwickeln innovative Solarkollektorsysteme, die zur klimafreundlichen Warmwasserbereitung, zum Heizen und Kühlen oder zur Bereitstellung von Prozesswärme – alles auf Basis solarer Wärme - eingesetzt werden können.
o Sie entwickeln Ihre Technologie speziell für den Einsatz an Gebäuden, wie Wohngebäuden, Krankenhäusern oder Industriebetrieben. Dies ist eine wichtige Baustelle.
o Eine wichtige Rolle spielt bei „SCoSCo“ auch die Nachwuchsförderung. Eine nicht zu unterschätzende Zukunftsaufgabe. Sie helfen dabei, den Nachwuchs an dringend benötigten Fachkräften für eine nachhaltige Wärmeversorgung zu sichern.

• Zweitens: Die Energiewende ist international aufzustellen.
o Uns allen ist bewusst: der Klimawandel ist eine globale Aufgabe. Er macht nicht an nationalen Grenzen halt.
o Noch stärker als bisher müssen wir die internationale Komponente in der Energiewende mitdenken.
o Der internationale Technologie- und Wissenstransfer, wie er in Projekten wie „SCoSCo“ gelebt wird, ist daher ein wichtiger Hebel für das Erreichen der Klimaziele!
o Das Deutsch-Griechisches Forschungs- und Innovationsprogramm kann hierbei als Vorreiter angesehen werden. Tatsächlich ist es das einzige bilaterale und themenübergreifende Forschungsprogramm, das Deutschland mit einem anderen EU-Mitgliedstaat umsetzt.
o Dabei ist klar, dass alle EU-Mitgliedsstaaten in puncto Klimaschutz vor ähnlichen Herausforderungen stehen: wie können wir uns nachhaltig mit Strom, Wärme und Mobilität versorgen? Welche Arten und welche Kapazitäten an Speichern benötigen wir?
o Die Voraussetzungen in den Mitgliedstaaten sind hierbei jedoch sehr unterschiedlich. Bei aller globaler Herangehensweise ist es daher wichtig, lokale Gegebenheiten bei der Lösungsfindung zu berücksichtigen. So gelingt es, besonders geeignete Optionen für die jeweilige Region zu identifizieren.
o Diesen Punkt denken Sie mit! So hat die Solarthermie in Griechenland eine besondere Rolle. Pro Kopf weist Griechenland den zweithöchsten Wert an installierter Kollektorfläche in Europa auf.
o Ich freue mich daher ganz besonders, dass wir mit „SCoSCo“ ein internationales Projektkonsortium ins Rennen schicken, dass die Expertise und Kompetenzen vereint, um grenzüberschreitend an neuen Wärmetechnologien zu arbeiten, die uns allen in Europa helfen.

• Drittens:  Die Energiewende und Nachhaltigkeit müssen sich wirtschaftlich lohnen!
o Damit die Energiewende langfristig ein Erfolg wird müssen wir es schaffen, Klimaschutz und tragfähige Geschäftsmodelle zu verbinden.
o Uns muss es gelingen, die Gesetzmäßigkeiten der Ökonomie auch stärker in die Forschung hineinzubringen.
o So erforschen wir die Technologien, die letztendlich die Chance auf eine Etablierung haben. Denn Wirtschaftlichkeit ist maßgebliches Kriterium für die Umsetzung in die Praxis.
o „SCoSCo“ geht diesen Weg. Sie verbinden gezielt Wissenschaft und Wirtschaft. Sie vereinen Forschungseinrichtungen und Unternehmen.
o Und Sie gehen noch einen Schritt über die Vernetzung hinaus: Als zentrales Ziel von „SCoSCo“ nennen Sie die Entwicklung eines Solarkollektorsystems mit einem verbesserten Kosten-Nutzen-Verhältnis.
o Ihre entwickelten Prototypen sollen nicht nur sowohl im Labor als auch im Außenbereich gründlich getestet werden. Sie verfolgen auch langfristig das Ziel, das Kollektorsystem als Serienprodukt zu vertreiben.
o Damit streben Sie den Übergang von Forschung zu Demonstration an. Ihre Devise lautet: Vom Labor in den Markt! Diese Herangehensweise ist vorbildlich.

• Zum Schluss gilt mein Dank allen Beteiligten. Ich wünsche den Projektpartnern beider Länder eine gute und vertrauensvolle Kooperation und für Ihr Vorhaben viel Erfolg. 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!