Eröffnung des FhG-Lernlabors Cybersicherheit „Hochsicherheit und Emergency Response“ in St. Augustin

23.05.2017

Sehr geehrter Herr Professor Ihne,
sehr geehrter Herr Kollege Dr. Grünewald,
sehr geehrter Herr Prof. Rosenfeld,
sehr geehrter Herr Professor Martini,
sehr geehrte Damen und Herren,
Ich freue mich sehr über die Gelegenheit, hier in St. Augustin – an einem der führenden Standorte für Cybersicherheit in Deutschland – mit Ihnen das Lernlabor Cybersicherheit zu eröffnen.
• Jedes Jahr entstehen der deutschen Wirtschaft 51 Milliarden Euro Schaden durch Datendiebstahl, Wirtschaftsspionage oder Sabotage.

• Täglich werden rund 40.000 Infektionen deutscher Systeme registriert.

• Jeden Tag werden durchschnittlich 400 Angriffe auf die Regierungsnetze abgewehrt.

• Vor zwei Wochen haben Kriminelle mit Schadsoftware „Wanna-cry“ tausende Computer infiziert, um Geld zu erpressen. Jeder konnte es an den eingefrorenen Anzeigetafeln in den Bahnhöfen sehen.

Es zeichnet sich immer mehr ab, dass das Thema Cybersicherheit, die Gretchenfrage ist. Nur mit ausreichender Cybersicherheit wird es gelingen, die Digitalisierung unserer Lebenswelt zu einer Erfolgsgeschichte zu machen.

Die Digitalisierung gehört längst zu unserem Alltag. Keiner von uns würde heute noch auf sein Smartphone, das Navigationssystem im Auto oder seinen Internet-Anschluss zu Hause verzichten wollen. Auch Fabrikanlagen, unsere kritischen Infrastrukturen, Logistikunternehmen und die Verwaltung unseres Staates funktionieren bereits vernetzt. Die intelligente Vernetzung von Mensch, Maschine und Objekt erreicht Wissens- und Produktionsarbeit ebenso wie Dienstleistung und deren Schnittstellen. Die Wirtschaft steht an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution. Reale und virtuelle Welt wachsen zusammen.
Und die Entwicklung schreitet weiter rasant fort. Denken wir zum Beispiel an  das autonome Fahren oder an die Telemedizin.

Ausfälle oder Manipulationen unserer digitalen Lebensadern sind zu einer ernsten Gefahr für unser Land geworden. Cyberangriffe können unseren Wohlstand, unsere Sicherheit, Gesundheit und sogar Menschenleben bedrohen.

Um uns vor diesen Gefahren zu schützen, setzt die Bundesregierung vor allem an drei Punkten an:
1. Regulierung,
2. Forschung
3. Qualifizierung.

1. Aufgabe Regulierung
Im Bereich der Regulierung hat das Bundesministerium des Innern wichtige Grundlagen zur Bekämpfung von Cyberangriffen gelegt. Mit dem IT-Sicherheitsgesetz wurde ein zentrales Instrument etabliert, das Mindeststandards und Meldepflichten zunächst bei großen Betreibern von kritischen Infrastrukturen festlegt.
Der zweite Meilenstein ist die Veröffentlichung der Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland im November 2016. Damit legt die Bundesregierung einen umfassenden und weitgehenden Maßnahmenkatalog für die Stärkung der IT-Sicherheit vor.


2. Aufgabe Forschung
Forschung muss an neuen Lösungen und Konzepten für die IT-Sicherheit arbeiten, um damit Angreifer im Wettlauf mit IT-Sicherheitsexperten das Nachsehen haben. Um diese Forschung zu ermöglichen hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung das IT-Sicherheitsforschungsprogramm gestartet. Bis 2020 stellen wir damit über 180 Mio. € für die Forschung an neuen Sicherheitstechnologien bereit.

Ein aktuelles Beispiel aus unserer Förderung ist das nationale Referenzprojekt für IT-Sicherheit in der Industrie 4.0 „IUNO“. Ein Anwendungsszenario in diesem Projekt beschäftigt sich mit mittelständischen Unternehmen. Gerade hochinnovative deutsche Mittelständler, die vernetzt und weltweit verteilt produzieren, sind immer häufiger Ziele von Cyber-Spionage-Angriffen. Unser Ziel ist es, sie davor zu schützen, indem gemeinsam mit Herstellern und Anwendern eine Referenzlösung für IT-Sicherheit in der Industrie 4.0 umgesetzt wird.

3. Aufgabe Qualifizierung
Meine Damen und Herren,
Die Lösungen und Ergebnisse der Forscherinnen und Forscher bleiben allerdings wirkungslos, wenn nicht qualifizierte Fachkräfte diese Lösungen anwenden und in der Praxis wirksam einsetzen können. Damit komme ich zur dritten Aufgabe– der Qualifizierung von IT-Fachkräften.
Wir brauchen dringend exzellent ausgebildete Experten für die IT-Sicherheit und der Bedarf wird weiter steigen. Mir ist es deshalb sehr wichtig, die Aus- und Weiterbildung im Bereich der IT-Sicherheit voranzutreiben.
Das BMBF fördert deshalb mit sechs Millionen Euro pro Jahr die „Lernlabore Cybersicherheit“. Ziel dieser Lernlabore ist ein anwendungsorientiertes Weiterbildungsprogramm.

Extrem wichtig ist eine solide Qualifizierung vor allem im Bereich der Hochsicherheit, also dort, wo es um Informationen und Dokumente von besonderer Brisanz geht. Bei Behörden sind dies zum Beispiel hochgeheime Regierungsdokumente. In der Wirtschaft wiederum kann die Existenz eines Unternehmens von hochvertraulichen Forschungsergebnissen oder Kalkulationen abhängen, die auf keinen Fall in falsche Hände geraten dürfen.

Es ist wichtig, hier genau hinzusehen und im Notfall schnell und zielgerichtet reagieren zu können.

Genau dafür wurde das Lernlabor Cybersicherheit „Hochsicherheit“ und „Notfall-Reaktion“ ins Leben gerufen. Und dieses Lernlabor ist genau dort angesiedelt, wo die Kompetenzen sitzen und wo die richtigen Fragen gestellt werden, nämlich hier im Großraum Bonn / Rhein-Sieg.

Die Region gehört mit ihren Fraunhofer-Instituten und Hochschulen zu den führenden Standorten für Cybersicherheit in Deutschland. Vor allem aber sind hier wichtige Anwender mit speziellen Anforderungen an Hochsicherheit zuhause, wie zum Beispiel das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, das Bundesverteidigungsministerium mit dem Kommando Cyber- und Informationsraum oder das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Große Aufgaben brauchen starke Partner. Ich bin davon überzeugt, dass hier bei Ihnen in der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und dem Fraunhofer-Institut FKIE das Lernlabor in den allerbesten Händen ist. Ihre Kooperation, Herr Professor Jonas und Herr Professor Martini, gewährleistet praxisnahe und fundierte Lernmodule auf dem Stand der Wissenschaft.

Hier bewährt sich das Konzept der Lernlabore ganz besonders: Praxis, Lehre und Forschung bilden den Dreiklang für mehr IT-Sicherheit. Das Lernlabor Rhein-Sieg vereint diese drei Aspekte. Hier werden die Voraussetzungen geschaffen, um in der Region und darüber hinaus für mehr IT-Sicherheit in Unternehmen und Behörden zu sorgen.
Und hierfür haben Sie sich eine Menge vorgenommen.  Besonders wichtig erscheint mir, dass Sie in Ihrem Lernlabor nicht nur die IT-Fachkräfte ansprechen, sondern auch das Führungspersonal. Heute sollten Führungskräfte immer auch die Risiken der digitalen Welt im Blick haben und bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.
Die wichtigste Zielgruppe sind aber die Anwenderinnen und Anwender. Ein unbedacht verwendeter USB-Stick, ein schnell geöffneter Mailanhang – das alles kann schwerwiegende Folgen haben, die dann mit technischen Lösungen kaum noch in den Griff zu bekommen sind. Den unterschiedlichen Zielgruppen die erforderlichen spezifischen Kompetenzen zu vermitteln, ist eine wichtige Aufgabe.
Meine Damen und Herren,
das Thema IT-Sicherheit wird uns noch lange beschäftigen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in Deutschland auf einem guten Weg sind, diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Dazu leisten Sie, meine Damen und Herren, hier in St. Augustin mit Ihrem Lernlabor Cybersicherheit einen wichtigen Beitrag und dafür danke ich Ihnen.
Ich wünsche dem Lernlabor einen guten Start und viel Erfolg.