Bescheidübergabe KoKo im Kreis Heinsberg

10.01.2017

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich sehr, dass ich heute bei Ihnen im Kreis Heinsberg sein darf. Es geht um eine wichtige Aufga-be: Die Integration von Neuzugewanderten.

Das Thema Flucht ist weltweit präsenter denn je: Ei-ner von 113 Menschen befindet sich heute auf der Flucht. 65 Millionen sind es weltweit.

Auch Deutschland ist durch die Ereignisse im Nahen Osten damit konfrontiert. Die Integration von Geflüch-teten in unser Bildungssystem ist als Aufgabe bei uns im Bundesministerium für Bildung und For-schung allgegenwärtig.

Wir befinden uns derzeit an einem Punkt, an dem die ersten Hürden bewältigt sind, an dem die Vielzahl an Menschen vorerst eine Unterbringung und Versor-gung gefunden haben.

Nun beginnt, so würde ich es formulieren, eine zweite Phase.
In dieser Phase ist es elementar wichtig, nach vorne zu schauen und strukturiert zu handeln – denn es warten noch viele weitere Hürden auf uns.

In dieser Phase ist Bildung dafür entscheidend, ob die Integration dieser Menschen gelingt oder nicht. Das zeigt sich auch, wenn Sie die Altersstruktur der Geflüchteten betrachten:

- Rund 31 % der Asylbewerber im Jahr 2015 waren jünger als 18 Jahre
- Verlässliche Zahlen liegen kaum vor, aber glaub-würdige Schätzungen gehen davon aus, dass mitt-lerweile bis zu 300.000 Flüchtlinge deutsche Schu-len besuchen.

Eine riesige Herausforderung, die von uns gemein-sam bewältigt werden muss.

Die tatsächliche Integration findet genau hier, in den einzelnen Kommunen statt. Darum ist es für mich wichtig, bei Ihnen vor Ort zu sein und zu hören, wel-che Erfahrungen Sie machen und zu sehen, wofür die Fördermittel letztendlich verwendet werden.

Das Ziel der Transferinitiative „Kommunales Bil-dungsmanagement“ des BMBF ist es, Kommunen deutschlandweit beim Ausbau von Kooperations- und Kommunikationsstrukturen innerhalb der Verwal-tungsorganisation zu unterstützen und dadurch die verschiedenen Bildungsakteure als Netzwerk zu ver-flechten.

Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement heißt, dass wir die Erfahrungen, die erprobten Kon-zepte und erfolgreich angewandten Maßnahmen und Instrumente – genau wie die Erfahrung mit Stolper-steinen und Hindernissen – aus dem Programm „Ler-nen vor Ort“ in die Breite tragen und weitergeben möchten. Das datenbasierte kommunale Bildungs-management ist ein erprobtes Vorgehen und Verfah-ren, bestehend aus einem aufeinander abgestimmten  Dreiklang:

1) dem Aufbau ressortübergreifender Manage-ment- und Kooperations-Strukturen innerhalb der Kommunalverwaltung – zur besseren Koor-dinierung der Bildungsangebote – wie z.B. Stabstellen, Steuerungsgruppen und Bildungs-konferenzen
2) dem Auf- und Ausbau eines kommunalen Bil-dungsmonitorings und einer Bildungsberichter-stattung – als Steuerungsinstrumente der Bil-dungspolitik und -verwaltung, um die Bildungs-angebote und -maßnahmen zielgerichteter und an den tatsächlichen Bedarfen vor Ort orientiert auszusteuern
3) und der Bündelung der Kräfte vor Ort, durch die systematische Einbeziehung der Zivilgesell-schaft, der lokal aktiven Bildungs-Stiftungen, der Vereine, Patenschafts-Initiativen und Ehren-amts-Agenturen, der Sozialpartner und Wirt-schaftspartner.

Dieser Dreiklang – das zeigen unsere Erfahrungen – hat sich als besonders erfolgreich erwiesen: um ganzheitliche Bildungskonzepte auf kommunaler Ebene umzusetzen, um Bildung integriert zu konzi-pieren und zu realisieren.

Schon in den Anfängen der Transferinitiative war klar, dass ein effektives Bildungsmanagement einer der Schlüsselfaktoren bei der Integration der zu uns ge-flüchteten Menschen in unsere Gesellschaft ist.

Darum wurde unsere Transferinitiative um die För-dermaßnahme „Kommunale Koordinierung der Bil-dungsangebote für Neuzugewanderte“ erweitert, um die es heute geht, und auf die sich Kreise und kreis-freie Städte seit Januar 2016 bewerben können.

Der Kreis Heinsberg hat einen sehr guten Antrag ein-gereicht und uns, das BMBF, mit seinen Vorhaben wirklich überzeugt. U.a. sind folgende Arbeiten ge-plant:

- Es sollen die zahlreichen bestehenden Angebote und Bildungsakteure innerhalb und außerhalb der Kommunalverwaltung identifiziert und trans-parent gemacht werden, um Angebotslücken zu schließen und neue Angebote passgenau zu entwickeln.
- Es werden kommunale Koordinierungsstruktu-ren und -gremien aufgebaut, um eine bessere Gesamtsteuerung zu ermöglichen. Dabei werden bereits vorhandene Strukturen genutzt und bei Bedarf erweitert.
- Es wird datenbasiert gearbeitet und dabei auf das bereits vorhandene Sozialmonitoring und den Sozialatlas des Kreises zurückgegriffen.

Aus diesen Gründen habe ich jetzt noch einmal das Vergnügen hier öffentlich bekanntzugeben, dass durch das Bundesministerium für Bildung und For-schung bis ins Jahr 2019 hinein zwei Vollzeitstellen mit 243.104,00 Euro gefördert werden.
Hierzu gratuliere ich Ihnen herzlich.

Sehr verehrte Damen und Herren,
die Integration der zu uns gekommenen Migrantinnen und Migranten durch Bildung und die Integration in den Arbeitsmarkt stellen Herausforderungen dar.

Benötigt werden – neben Unterbringung und Sprach-kursen – Kindergartenplätze, Plätze in Schulen und Hochschulen, Zugänge zum dualen Ausbildungssys-tem Deutschlands. Kurzum: um die Neuzugewander-ten durch Bildung zu integrieren, müssen alle Kräfte in den Kommunen gebündelt werden. Nötig ist jetzt ein koordiniertes, strategisch aufgestelltes, gemein-sames Handeln aller lokalen Bildungsakteure, dass durch diese Förderung des BMBF ermöglicht wird.

Mir persönlich ist besonders wichtig, dass unser Vorhaben auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist. Das ist hier der Fall: Der Kreis Heinsberg plant, durch ge-meinschaftliches Zusammenwirken aller Bildungsak-teure vor Ort, ein strukturiertes Bildungsangebot auf-zubauen.

Wir befinden uns nicht mehr nur am Anfang, sondern mitten auf dem Weg zu einem strukturierten, über-greifenden und nachhaltigen Bildungsmanagement. Und genau dadurch schaffen wir die Grundlagen für eine gelungene und dauerhafte Integration der zu uns geflüchteten Menschen.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg auf diesem Weg!